Reisebericht zur großen Hüttentour 2019

Nach einem Jahr Theorie und Praxis des Bergsportes stand das Highlight und der Abschluss für den Q1- Projektkurs “Bergwandern” kurz vor den Sommerferien an: Die große sechstägige Hüttentour am Wilden Kaiser in Tirol. Die Teilnehmer haben in einem Reisebericht ihre beeindruckenden Erlebnisse auf der Hüttentour festgehalten:

Tag 1 (Samstag/Sonntag 29./30.6.19)

Als wir am ZOB in Rieberg ankamen, ahnten wir bereits, was uns aufgrund unserer Probewanderung im Teutoburger Wald einige Wochen zuvor erwartete: Die 1-wöchige Reise in die Alpen startete mit einer sehr anstrengenden Busfahrt – für Schüler und Lehrer, da uns nur ein „Kleinbus“ zur Verfügung stand. Nichtsdestotrotz verlief alles gut und wir kamen zwar nicht ausgeruht, aber ohne Probleme in Kufstein für den ersten Tag der Wanderung an.

Nach einer kleinen Einführung von dem erfahrenen Bergwanderer Jo über den Beginn der Wanderung konnte es losgehen. Aufgrund seiner Erfahrungen ging er stets voran und gab ein angemessenes Tempo an für den ersten Tag vor, der uns unter schwierigen Wetter- Bedingungen erwartete.

Nach und nach wurde es immer wärmer, bis wir am Ende 33 Grad Celsius erreicht hatten. Für Amateure schwer, dennoch gelang es uns mehr oder weniger gut, den Berg zur Hütte hochzuwandern. Besonders erfrischend war die Wasserquelle, an der wir unsere Flaschen erneut mit frischem kalten Wasser auffüllen konnten und uns gleichzeitig abkühlten.

Zunächst ging es den Weg sehr steil hinauf. Nikita hatte, wie man auf einem Bild erkennen kann, auch schon einen neuen kleinen Freund gefunden, der ihm für einen ganzen Kilometer Gesellschaft auf seinem Cappy leistete. Später sind wir dann noch einer Kreuzotter auf dem Weg begegnet, die aber einen friedlichen Eindruck machte, eine definitiv unerwartete, interessante und sehenswerte Begegnung. Nach ein paar weiteren Höhenmetern ging es immer steiler bergauf und die Hitze nahm weiter zu. Dennoch war es gut, dass uns gezeigt wurde, dass man sich das Wetter nicht aussuchen kann und man sich manchmal dieser Herausforderung stellen muss. Die letzten 500m waren vom Schwierigkeitsgrad her die schwersten, denn wir bestiegen den Berg bei einer Steigung von ca. 50 Grad. An dieser Stelle kann man erneut sagen, dass dies aufgrund der Wetterlage definitiv anstrengend war und man sich körperlich einer Herausforderung stellte. Nichtsdestotrotz war es ein insgesamt erfahrungsreicher und interessanter Tag. An der Hütte konnten wir dann mit einem leckeren Essen und genügend Getränken Kräfte sammeln und uns auf den nächsten Tag vorbereiten.

Text von: Victor und Tom

Tag 2 (Montag, 01.07.19)

Den 2. Tag haben wir etwas verpennt mit einem ausgewogenen Frühstück gestartet, damit wir den Tag gut überstehen konnten. Anschließend ging es los mit der zweiten Tageswanderung, doch durch das vorhergesagte Gewitter mussten wir schon von Beginn an einen schnelleren Schritt einlegen. Nach ca. vier Stunden Wandern über einen Höhenbergweg und Steinhänge, die teilweise sehr spektakulär und steil waren, kamen wir für einen Zwischenstopp an einer Alm vorbei. „Ich muss auf die Toilette“, hat man bereits oft gehört, doch an dieser Hütte gab es nur ein Plumpsklo, welches zunächst auch noch von dem Wirt aufgeschlossen werden musste. Wir haben uns danach Getränke bestellt, doch durch die bedrohlich aussehenden Gewitterwolken mussten wir unsere Getränke schnell austrinken oder in Flaschen umfüllen, damit wir schnell weiterkamen, um dem Gewitter größtenteils zu entgehen. Von Weitem hörte man schon das Donnern, also beeilten wir uns, um die letzte Strecke zur Hütte hinter uns zu bringen. Nach einiger Zeit wurde uns klar, dass wir nicht mehr trocken an der Hütte ankommen werden. Wir beeilten uns sehr, aber bald fing es dann an zu regnen. Schnell zogen wir den Regenschutz über unsere Rucksäcke, um unsere Sachen vor Nässe zu schützen. Jeder versuchte schnell, aber dennoch mit Vorsicht an der Hütte anzukommen. Die Gruppe teilte sich mit den Begleitern auf, weil einige nicht so schnell konnten, aber andere schnell zur Hütte wollten. Der Weg war nass und durch den Regen etwas rutschig, also musste man hier etwas aufpassen. Am Stripsenjochhaus angekommen merkten wir erst, wie nass und dreckig wir waren. Wir konnten aber nicht sofort duschen, weil Frau Gandini uns erst anmelden musste, sie aber mit den Nachzüglern unterwegs war. Zum Glück besorgte uns dann Jo die Duschmarken. Nach der gefühlt besten Dusche seit langem haben wir aufgrund des schlechten Wetters die restliche Zeit im Lager verbracht, um uns von der anstrengenden und hektischen Wanderung zu erholen.

Text von: Nico und Noah

Die begleitenden Lehrer Jo Hermwille (pensioniert), Anne Gandini (Projektkursleiterin) und Philipp Krömer (begleitender Lehrer)
Tag 3 (Dienstag, 02.07.19)

Unseren dritten Wandertag begannen wir wieder mit einem ausgiebigen Frühstück gegen 7:00 Uhr morgens. Wie geplant ging es dann um 8:15 Uhr los Richtung Feldberg, welcher mit 1813 Metern eine beträchtliche Höhe hatte.

Auf unserem Weg zur Spitze des Feldbergs besuchten wir noch eine kleine Kapelle auf einer Nebenspitze des Berges, von dort hatte man einen tollen Ausblick über das Tal. Im Anschluss setzten wir unsere Wanderung zur Spitze fort. Die Schwierigkeit beim Erklimmen des Feldbergs waren die langen Streckenteile, die nur bergab oder nur bergauf gingen und zudem oft ziemlich schmal waren. Als wir die Spitze des Feldbergs dann endlich erreicht hatten, wusste jeder, wofür wir bis hier gegangen waren. Die Aussicht von oben war unglaublich, auf der einen Seite des Berges konnte man bis ins Tal hinunterschauen und auf der anderen Seite reichte die Sicht sogar bis hin zum Chiemsee, zudem hatten wir einen klasse Blick auf die Ellmauer Halt und das Ellmauer Tor. Auf dem Rückweg waren alle zwar erschöpft von dem anstrengenden Aufstieg, aber auch glücklich.

Eine weitere Tour am Nachmittag fand leider nicht statt, da der Wetterbericht Gewitter meldete und auch unser erfahrener Bergführer Jo mit einem Gewitter rechnete, und die Tour bei einem plötzlich aufziehenden Gewitter zu gefährlich werden würde. Stattdessen haben wir den weiteren Nachmittag mit Kartenspielen verbracht, bis es um 18:00 Uhr endlich Abendessen gab. Die Spaghetti mit Bolognesesoße schmeckten allen sehr gut. Im Anschluss ließen wir den Abend in einer netten Runden mit Kartenspielen ausklingen, bis schließlich um 22:00 Uhr Nachtruhe auf der Hütte angesagt war und alle schlafen gingen, um fit für die nächste Wanderung zu sein.

Text von: Till und Jonas

Tag 4 (Mittwoch, 03.07.19)

Um 9 Uhr morgens verließen wir das Stripsenjoch Haus in Richtung Griesneralm, die wir die Tage zuvor schon im Tal erspähen konnten. Es erwartete uns ein einstündiger Marsch den Berg hinab, bei dem wir etwa 600 Höhenmeter hinter uns ließen. Am Ziel angekommen, nahmen wir eine kleine Stärkung an einem glasklaren Bach zu uns und warteten auf den Bus, der uns auf die andere Seite des Berges bringen sollte.

Nach einer 45-minütigen Busfahrt, bei der wir die malerischen Felskonstellationen des Wilden Kaisers bewundern konnten, kamen wir in Elmau an. Uns erwartete ein kurzer Fußmarsch hoch zu unserer neuen Unterkunft, der Gaudeamushütte. Auf der Hütte angekommen bezogen wir unsere neuen Quartiere. Zu unserer freudigen Überraschung hatten wir nun zum ersten Mal auf der Hüttentour Mehrbettzimmer. Zügig packten wir unser Marschgepäck aus und bereiteten uns auf die anstehende Wanderung vor.

Nach einer kleinen Verschnaufpause ging es um halb eins auf die nächste Wanderung. Dabei wanderten wir etwa eineinhalb Stunden durch Waldstücke, über kleinere Geröllfelder und entlang des Gebirgszugs bis zur Ackerhütte. Dort angekommen war die Aussicht gigantisch: Zeit für eine kleine Fotosession! Da wir gut in der Zeit lagen und das Wetter stabil blieb, fragte uns unser Bergführer Jo, ob wir weiter zum Schleierwasserfall wandern möchten. Wir waren uns alle einig, wir wollten zum Wasserfall! Dort angekommen waren alle begeistert vom Anblick und haben viele Fotos geschossen. Beeindruckend war zudem, dass die Steilwände rund um den Wasserfall von Kletterern genutzt werden. Auf Grund der super Wasserqualität konnten wir vor Ort sogar unsere Trinkflaschen neu auffüllen. Da uns jedoch ein langer Rückmarsch erwartete, verweilten wir nicht allzu lange am Wasserfall.

Pünktlich um 18 Uhr, aber sehr geschafft auf Grund des anstrengenden Rückwegs, erreichten wir die Hütte, wo uns das Abendessen bereits erwartete. Der Hunger war so groß, dass uns von den Wirtsleuten sogar noch drei Portionen Kaiserschmarrn spendiert wurden. Nach dem Essen haben ein paar Schüler und Lehrer noch Brett- und Kartenspiele gespielt, dann ging es für alle ins Bett.

Text von: Jessica und Celine

Tag 5 (Donnerstag, 04.07.19)

Tag fünf beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück in der Gaudeamushütte, da allesamt Kräfte für die anstehende Wanderung zum Ellmauer Tor sammeln mussten. Um halb neun waren dann alle – bis auf zwei Schüler, die auf Grund kleinerer Verletzungen nicht an der Wanderung teilnehmen konnten – bereit für den Aufstieg.

Die Wanderung brachte einige Schwierigkeiten mit sich, denn wie man auf einem der Bilder sehen kann, kam der Schnee als neues Hindernis hinzu. Jo, unser erfahrener Bergführer, zeigte uns daher diverse Techniken, wie man Schnee im Gebirge sicher überqueren kann. So ist es bergauf bei der Überquerung eines Schneefeldes zum Beispiel wichtig, die Spitzen der Wanderschuhe kräftig in den Schnee zu stoßen, um eine Art Kule zu erzeugen, die deutlich mehr Halt bietet und die Abrutschgefahr minimiert. Ähnlich ist es beim Hinabsteigen, jedoch muss hier die Hacke möglichst tief in den Schnee getreten werden. Außerdem ist eine aufrechte Haltung einzuhalten. Viele Schüler hatten trotz ausgiebiger Einweisung von Joe großen Respekt vor dem Überqueren des Schneefeldes, doch alles lief nach Plan und alle Schüler kamen sicher unterhalb des Ellmauer Tors an und konnten Fotos schießen und die Aussicht ins Tal genießen.

Da zum Erreichen der Spitze des Ellmauer Tors jedoch ein deutlich längeres Schneefeld überquert werden musste, wurde die Gruppe geteilt. Diejenigen Schüler, die die letzten Meter hoch zum Tor wagten, wurden mit einer malerischen Aussicht auf die andere Seite des Bergmassivs belohnt – ein unvergessliches Panorama!

Auf dem Marsch hinauf zum Tor sahen wir nun zum ersten Mal auf der Tour auch wilde Gämse, deren Trittfestigkeit auf Schnee und Geröll uns sehr beeindruckte. Außerdem konnten wir ein Murmeltier beobachten, eine absolute Seltenheit, da diese Tiere extrem scheu sind.

Nach diesen großartigen Eindrücken folgte der Abstieg. Alle Teilnehmer kamen sicher und unverletzt an der Gaudeamus Hütte an. Nach einer Pause, die viele Schüler für ein Sonnenbad oder eine Siesta im Schatten nutzten – das Wetter war nun im Vergleich zu den Vortagen wieder grandios – gab es die Möglichkeit zwei weitere Wanderungen zu unternehmen. Da die meisten Schüler allerdings ermüdet von der ersten Wanderung waren, nahmen nur vier Personen an der Wanderung zur Gruttenhütte teil. Pünktlich zum Abendessen tauchten sie wieder auf und berichteten vom fordernden, aber sehr lohnenswerten Trip. Das Abendessen wurde diesmal draußen serviert. Es gab eine riesige Portion Bandnudeln, die wir gerade so aufaßen. Nach dem Abendessen versammelten sich alle zusammen und spielten Gesellschaftsspiele, dabei durfte das ein oder andere Kaltgetränk natürlich nicht fehlen.

Text von: Denis und Nikita

Tag 6 (Freitag, 05.07.19)

Es klingelte der Wecker und wie schon die Tage zuvor, ging es für uns gegen 07:30 Uhr zum Frühstücken, um uns für den Tag zu stärken. Da nun die Abreise anstand, war “Packen” angesagt. So machten wir uns an unsere Rucksäcke und versuchten diese möglichst clever zu packen. Da war darin nun quasi Experten waren, ging es diesmal deutlich zügiger vonstatten. Bevor es dann losgehen konnte, mussten einige ihre Füße noch mit Blasenpflastern und Tape verarzten, da sie leider Pech mit Blasen an den Füßen hatten. Das bleibt auf einer Wandertour leider nicht aus.

Um 09:00 Uhr ging es dann los und wir machten uns auf den Heimweg. Nun hieß es also Abschied nehmen von der Hütte und vom heiß geliebten Kaiserschmarren. Auf dem Weg hinab wanderten wir an einem immer größer werdenden klaren Fluss vorbei, der sich aus Schmelzwasser aus den Bergen gebildet hatte. Nach circa zwei Stunden und einigen Umwegen kamen wir in Ellmau an. Die Umwege mussten wir gehen, da einige Wanderwege durch die Schneeschmelze und die daraus resultierenden Schäden mit umgekippten Bäumen versperrt waren. So ist das eben am Berg! Unser Weg ins Städtchen führte uns außerdem am selben Golfplatz vorbei, den wir auf dem Hinweg zur Hütte bereits gesehen hatten. Kein schlechter Ort zum Golfen bei dem Panorama!

In Ellmau hatten wir dann noch die Gelegenheit, uns etwas Proviant für die Busfahrt zu kaufen oder ein Eis zu essen. Um 12:15 Uhr war es dann soweit und der „richtige“ Heimweg stand uns bevor, also ab in den Bus und Abfahrt! Während der Busfahrt konnten wir zuschauen, wie die Berge, in denen wir die letzte Woche gewandert waren, immer kleiner wurden. Gegen 22:00 Uhr kamen wir schließlich erschöpft, aber glücklich in Rietberg am ZOB an und damit war unsere ereignisreiche Hüttentour vorbei.

Text von: Lara und Laurence

Einen großen Teil der Finanzierung übernahm auch in diesem Jahr die Familie-Osthushenrich- Stiftung

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