Das Nepomucenum – eine Schule mit einem ungewöhnlichen Namen

Wenn man die Schule Fremden vorstellt, erntet man manchmal Erstaunen: „Nepomucenum …?“ Warum trägt das Gymnasium Rietberg diesen ungewöhnlichen Namen?

Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost anlässlich des 600. Todestages von Johannes Nepomuk, 1993

Das GNR ist eine Schule mit über 275jähriger Geschichte. Sie hat den Namen des Patrons der Rietberger Grafschaft erhalten, und dieser Namenspatron ist Johannes Nepomuk, der in Rietberg seit dem 18. Jahrhundert verehrt wird. Im Ort wird man an ihn durch die kleine Barockkapelle an der Delbrücker Straße und durch die ungewöhnlichen Bildstöcke am Johannesweg erinnert, die in 7 Stationen das Leben und Sterben des Johannes Nepomuk darstellen und die den Weg der Johannesprozession vorgeben.

Johannes von Nepomuk, der zwischen 1340 und 1350 in Pomuk in Böhmen geboren und 1393 von der Karlsbrücke aus in der Moldau ertränkt wurde, wurde wahrscheinlich ein Opfer eines Streites zwischen König Wenzel IV. und dem Erzbischof. Bekannter aber ist die Legende, dass er sich weigerte, dem König die Beichte der Königin zu verraten. Nach Folterung wurde er von der Karlsbrücke in Prag in der Moldau ertränkt. Deshalb stehen Statuen des Heiligen häufig auf oder neben Brücken.

nepomuc3Bildliche Darstellungen zeigen Johannes Nepomuk– wie auf unserem hier abgebildeten Schulsiegel – mit einem Kreuz in einer Hand und der Siegespalme im Arm oder mit einer Hand vor dem Mund – als Zeichen der Verschwiegenheit -, um den Kopf fünf Sterne, die als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes tacui („ich schwieg“) gedeutet werden.

In der Zeit der Errichtung der Nepomukkapelle (um 1748) wurde auch das Progymnasium gegründet (1743) und erhielt den Namen des Patrons der Rietberger Lande.

Was sagt uns der Name heute?

Zunächst ist das Gymnasium Nepomucenum eine Schule der Stadt Rietberg und über den Namen mit den Besonderheiten der Stadt und ihrer Geschichte verbunden. Er steht für eine Schule mit langer Tradition, an die sie bewusst anknüpfen will, die sich aber auch Neuerungen öffnet, wie es in der über 275jährigen wechselvollen Geschichte mehrfach der Fall war.

Die Person des heiligen Nepomuk symbolisiert Tugenden, die heute wie damals ihre Bedeutung haben – und dies nicht nur im Rahmen der Kirche: Schweigsamkeit, Verschwiegenheit und Aufrichtigkeit sowie das Einstehen für seine Überzeugungen. Ein besonderes Beispiel der Schweigepflicht stellt das Beichtgeheimnis dar, wie es für Nepomuk unumstößlich galt. Auch heute ist Vertraulichkeit ein wesentliches Element des Miteinanders, nicht nur in der Schule. Dies zeigt sich z.B. in der Debatte um Mobbing in Zeiten des Internets.

„Gib Deiner Zunge mehr Feiertage als Deinem Kopf!“

schottischer Spruch

Nepomuk ist der „Brückenheilige“, der die Schiffer, Flößer und die Menschen an beiden Ufern verbinden soll. Er ist auch unter diesem Aspekt ein geeigneter Namenspatron des GNR, das verschiedene Menschen zusammenbringen will.

Es kann sinnvoll sein, sich an Johannes von Nepomuk und seine Bedeutung zu erinnern. Manchmal sind es kleine Hinweise, die im Alltag gegeben werden und die nur darauf warten, von den Mitgliedern der Schulgemeinde erkannt zu werden. So zierten das erste Plakat zum „Ausgezeichnet“-Tag Sterne, die an Johannes Nepomuk erinnern.