Verabschiedung nach 33 Jahren am GNR

Zum Schuljahresende wurde Ulrike Jebe als ein “Urgestein” des GNR in den Ruhestand verabschiedet.

Wir von der Homepage AG hatten die Möglichkeit, Frau Jebe zum Abschied noch einige Fragen zu stellen und die über drei Jahrzehnte ein wenig Revue passieren zu lassen.

Seit wann sind Sie Lehrerin und wie lange davon am GNR? Haben Sie vorher an anderen Schulen unterrichtet?

Ich habe 1985 mit dem Referendariat am Ratsgymnasium in Osnabrück begonnen, dann 1987 eine Stelle an der Höheren Handelsschule und an der Berufsschule der Firma Bertelsmann in Gütersloh gehabt und 1989 habe ich angefangen, am GNR ev. Religion in der Oberstufe zu unterrichten. Seit dem Schuljahr 1993/94 habe ich eine feste Stelle am GNR und seitdem unterrichte ich Deutsch und ev. Religion in allen Klassenstufen und kann Klassenlehrerin sein. Ich bin also seit 33 Jahren Lehrerin am GNR.

Wie kam es dazu, dass Sie am GNR unterrichten?
Das ist ein großer Zufall gewesen. Ich habe unsere älteste Tochter im Kreiskirchenamt in Gütersloh zur Taufe anmelden wollen und bei der Gelegenheit habe ich das Schulpfarramt und den Schulpfarrer kennengelernt und der hat mir zunächst von „freien“ – unbesetzten Unterrichtsstunden bei Bertelsmann erzählt und mir diese vermittelt. Ein Jahr später hat er mir, als der Pastor der Ev. Gemeinde Rietberg, der am GNR unterrichtet hat, in den Ruhestand ging, auch diesen Kontakt vermittelt und ich habe 7 Stunden ev. Religionsunterricht in der Oberstufe erteilen können. Davon hätte keine Familie leben können, aber für mich ist das mit kleinen Kinder eine tolle Chance gewesen, in meinem Beruf tätig zu sein.

War Lehrerin-Sein schon immer Ihr Traumberuf?

Ja. Ich habe aber auch immer gewusst, dass das bedeutet, dass man Hefte stapelweise korrigieren muss, dass die Ferien nicht 12 Wochen lang freie Zeit sind.

Ist eines Ihrer Fächer – Deutsch und ev. Religion – Ihr “Lieblingsfach”? Wenn ja, warum?

Eigentlich nicht, es wechselt auch immer ein bisschen von Schuljahr zu Schuljahr, abhängig von den Themen und den Klassen, Kursen, die ich unterrichtet habe.
Im Fach Religion kann ich mit etwas mehr Spielraum auf Fragen der Schülerinnen und Schüler eingehen, die sie sich stellen und die sich alle Menschen, unabhängig vom Alter oder dem Ort, wo sie herkommen, immer wieder stellen. Das sind Fragen nach dem „Woher komme ich, warum bin da und wohin führt das Leben?“ Aber auch die Frage: „Woher kommt das Böse und warum lässt Gott das zu?“ Darüber habe ich mit euch, oft ausgehend von den Geschichten der Bibel, in denen diese Fragen ja auch gestellt werden, nachgedacht und diskutiert. Und das ist sehr spannend gewesen, weil ihr Schülerinnen und Schüler in den 33 Jahre immer eigene und neue Denkanstöße erdacht und mir weitergegeben habt.

Aber wenn man sich im Fach Deutsch mit Literatur beschäftigt, werden diese Fragen auch erkennbar und die Stunden sind aus meiner Sicht die schönsten, in denen eine Klasse, eine Kurs sich über solche Inhalte austauscht, egal ob das anhand von Werken wie „Die Vorstadtkrokodile“, „Die Insel in der Vogelstraße“, „Wunder“, „Irrungen, Wirrungen“, „John Maynard“ oder „Frische Fahrt“ ist….

Aber natürlich macht es auch Freude die Satzglieder, Sätze, Aufsatzformen mit Schülerinnen und Schülern zu trainieren und zu sehen, wenn das Konjugieren … endlich klappt.

Insofern habe ich mich immer gefreut, wenn ich beide Fächer unterrichten konnte und immer wieder festgestellt, dass ich beide Fächer liebe.

Welches Thema gefällt Ihnen am besten in Deutsch und ev. Religion?

Genauer, als ich das eben beschrieben habe, kann es nicht sagen. Ein wirkliches Lieblingsthema habe ich keinem der Fächer. Wenn ich Unterricht vorbereitet habe, mich in die „Gegenstände“ vertieft habe, sind oft die Dinge spannend geworden, von denen ich es eigentlich nicht erwartet habe.

Sie leiten ja seit genau 20 Jahren die Theater-AG – wie kam es dazu, dass Sie diese AG leiten und was macht Ihnen daran Freude?

Ich habe damals mit meinen Schülerinnen und Schülern regelmäßig die Aufführungen des Literaturkurses besucht. In dem Zusammenhang kamen 9. Klässler auf mich zu und sagten: „Wir wollen in der Mittelstufe auch Theaterspielen.“ Das konnte ich gut verstehen. Die Fachschaft Deutsch und andere schulische Gremien haben dann überlegt, wie dieser Wunsch umgesetzt werden könnte und ich habe mich damals sehr gefreut, dass ich die Leitung übernehmen konnte.
Und dann haben wir angefangen. Damals war die AG ein Zusatzangebot zum Unterricht, Kurse zum Anrechnen gab es vor der Einführung des Ganztags ja noch nicht, die Schülerinnen und Schüler waren in ihrer Freizeit am Freitagnachmittag da und das hat die Arbeit geprägt. Es ist eine andere Arbeit: Es ist (Theater-) Spiel, wir spielen zusammen, wir probieren Stimme, Bewegungen, Texte zusammen aus, als ganze Gruppe und in Kleingruppen. Und dabei übernehmen eben auch die Spielerinnen und Spieler je nach ihrer Erfahrung zunehmend die Leitung in den Proben. Und dieses gemeinsam verantwortete Arbeiten auf ein festes Ziel hin, nämlich die Aufführung, ist wirklich schön. Und dann ist es natürlich auch toll am Ende zu sehen, was die Schülerinnen und Schüler auf die „Bühne gebracht haben“, was sie geleistet haben und wie sie sich über den verdienten Applaus freuen.    

Welcher Auftritt ist Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben?

Das kann ich kaum sagen. Vielleicht der erste, als wir „Der Streik der Dienstmädchen“ geprobt haben und wir nach der Aufführung feststellten, dass wir wirklich ein „richtiges Theaterstück“ gespielt haben. Die Aufführung von „Das Dschungelbuch“ als eine der letzten, in der wir ein ganz großes Ensemble gewesen sind und so viele Gruppen unterschiedliche Tiere spielen mussten, was auch organisatorisch für die Spielerinnen und Spieler, aber auch alle anderen Beteiligten eine große Herausforderung war. Und natürlich das letzte Projekt „Ronja Räubertochter“, weil wir nach Corona fast ganz neu anfangen mussten und nie sicher sein konnten, ob es zu einer Aufführung kommen wird. Umso glücklicher waren wir, dass es geklappt hat.

Sie waren ja erst lange Zeit Erprobungsstufenleitung und dann in den letzten Jahren in der didaktischen Leitung tätig. Was war Ihnen an dieser Arbeit wichtig?

Die Arbeit der Erprobungsstufe ist geprägt von dem Ziel, Schülerinnen und Schülern einen guten Start an unserer Schule zu ermöglichen. Dazu gehört es, dass sie sich in ihrer Klassengemeinschaft wohlfühlen, lernen einander zu akzeptieren, Probleme gemeinsam zu lösen und auch, dass sie lernen sich im Unterricht anzustrengen. Dieses Ziel für die 5er und 6er zu erreichen, ist Herrn Buttgereit und mir immer wichtig gewesen.

In der Didaktischen Leitung konnte ich mit meinen Kollegen und meiner Kollegin die Ziele, die im Schulprogramm enthalten sind, für alle Jahrgänge in den Blick nehmen und ein bisschen dazu beitragen, diese umzusetzen. Dazu gehört, dass unsere Schülerinnen und Schülern unabhängig von ihren persönlichen Ausgangsvoraussetzungen ein gutes Bildungsangebot bekommen. Das können Lehrerinnen und Lehrer aber nicht allein schaffen, sondern dazu gehören Absprachen und Arbeitsteilung. Mir ist es wichtig gewesen, Raum für diese Absprachen zu ermöglichen. Unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten neben dem Unterricht in ganz verschiedenen Bereichen, von der Suchtprävention bis … zur Digitalisierung. Mir hat es Freude gemacht, diese Bereiche ein wenig miteinander zu verknüpfen. In den letzten Jahren ist besonders deutlich geworden, wie wichtig das Lesen, die Lesekompetenz für alle Schülerinnen und Schüler ist, um an der Gestaltung der Gesellschaft teilzunehmen. Insofern ist mir besonders der Bereich der individuellen Förderung wichtig gewesen, auch über die Lernberatung, das Lerntraining und die außerunterrichtliche Coronaförderung.  

Was werden Sie am meisten vermissen am GNR?

Am meisten werde ich den Unterricht mit euch Schülerinnen und Schülern vermissen, nicht nur das fachliche Lernen, sondern auch die WoLF-Stunden und KlaGS. Dann den Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen und den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Schule über die Fächer und die Projekte und natürlich werde ich die Aula und das Selbstlernzentrum vermissen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft/Pensionierung?

Ich habe, ehrlich gesagt, noch keine Pläne. Ich möchte die nächsten Monate auf mich zukommen lassen, wieder mehr Zeit für meine Familie haben, auch Zeit zum Aufräumen und dann vertraue ich darauf, dass ich neue Aufgaben finde werde oder sie mich.

Liebe Frau Jebe, wir von der Homepage AG wünschen Ihnen alles Gute für den Ruhestand!

Die Fragen stellten: Onur und Lennart (Homepage AG)

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