Platz 3 von 533 und 3 aufregende Tage in Berlin

Wie viel Verpackungsmüll verursacht eine Damenbinde? Gibt es Unterschiede im pH-Wert bei verschiedenen Marken? Diese Fragen und viele mehr stellten sich die drei Schülerinnen Jamie Sophie Postler, Vanessa Sperling und Marika Lütkewitte (alle Q1). Sie entwickelten dazu eine umfangreiche Testreihe für Damenbinden und wurden dafür im Rahmen des Wettbewerbs ,,Jugend testet 2019″ in Berlin als 3. Platz von über 500 Teilnehmergruppen ausgezeichnet. Rund 2000 Jugendliche haben in diesem Durchgang des bundesweiten Wettbewerbs der Stiftung Warentest alles getestet, was ihnen in den Sinn kam.

Bei der Preisverleihung in Berlin, mit dem Vorstandsvorsitzenden von Stiftung Warentest und der Staatssekretärin für Verbraucherschutz

Nachdem eine der drei Schülerinnen durch ein Plakat in der Schule auf den Test aufmerksam gemacht wurde und ihren Freundinnen davon erzählte, war die Begeisterung und das Interesse groß. Nach langer Suche nach dem perfekten Testprodukt kamen die drei schließlich auf Damenbinden, da man das Produkt gut chemisch untersuchen konnte und es, trotz seiner Alltäglichkeit, für viele unangenehm ist. „Uns war es wichtig zu untersuchen, welche Damenbinde die wohl unangenehmste Zeit des Monats so angenehm wie möglich machen kann und welche das beste Preis-Leistungsverhältnis hat”, erklären die drei Testerinnen vom GNR die doch besondere und eher ungewöhnlichere Wahl des Testproduktes.

Die drei Schülerinnen haben in ihrer umfangreichen und selbst entwickelten Testreihe zu verschiedenen Bewertungskriterien insgesamt acht Binden von verschiedenen Herstellern getestet. Zu den Kategorien gehörten Flüssigkeitsaufnahme, Anwendung, Inhaltsstoffe, Verpackungsmüll und Beliebtheit. So wurden für das Kriterium “Anwendung” u.a. 20 Testerinnen in verschiedenen Altersstufen gefunden, die jeweils 4 Damenbinden trugen und anschließend den von den drei Testerinnen entwickelten Fragebogen ausfüllten. Für die Untersuchung im Bereich der Haftung haben die drei Schülerinnen die Binden an eine senkrechte Stoffwand geklebt und Gewichte angehängt – blieb die Binde auch bei einem Gewicht von 600 Gramm noch hängen, gab es die volle Punktzahl. Das Haupt-Testkriterium, das mit 50 % in die Endnote einfloss, war die Flüssigkeitsaufnahme. Mithilfe eines Löschpapiers wurde gemessen, wie lange die Binde braucht, bis sie ausgelaufen ist. Hierzu gossen Jamie, Marika und Vanessa Wasser auf die Binde – und hatten bei ihrer ausgefeilten Testreihe auch daran gedacht, unterschiedliche Blutungsstärken durch unterschiedliche Gießgeschwindigkeiten zu simulieren.

Foto: Stiftung Warentest

Insgesamt vergaben die Testerinnen nur an eine Binde (mit dem Einzelpreis von 25 Cent die teuerste Binde) die Note “gut”. Die Note “befriedigend” erhielten zwei mit 1 bzw. 6 Cent deutlich günstigere Binden. Die restlichen Binden erhielten die Note “ausreichend”. „Uns hat überrascht, wie schlecht manche Binden abgeschnitten haben!“, so Marika Lütkewitte. Gerade die meistbeworbene Binde soll bei der Flüssigkeitsaufnahme sehr schlecht bewertet worden sein.

Foto: Stiftung Warentest

Gerade das ungewöhnliche Thema und die Entwicklung der umfangreichen Testreihe inklusive Bewertungskriterien, überzeugte die Jury – was auch die Laudatorin Janine Mehner bei der Preisverleihung in Berlin betonte.

Diese feierliche Preisverleihung wurde von einer insgesamt dreitägigen Reise umrahmt, auf der die drei GNR- Preisträgerinnen zusammen mit ihrer Betreuungslehrerin Ilse-Marie Brünjes Berlin mit verschiedenen Programmpunkten erkundeten. So kamen die vier am Montagvormittag an, und erkundeten nach dem Einchecken im Hotel schon einmal die Stadt, bis sie nachmittags bei der Stiftung Warentest eintrafen, wo sie sich an den letzten Vorbereitungen für die Preisverleihung beteiligten. Danach gingen alle Preisträger und Begleiter zusammen Italienisch essen und lernten sich und die anderen Tests bereits kennen.

Der nächste Tag begann nach einem gemeinsamen Frühstück mit der Preisverleihung, die mit einer Zaubershow und einem großen Buffet wie im Fluge verging. Hier wurden die Anzahl der Teilnehmer und Arten von Test sowie die Testberichte der anderen Preisträger von der Jury vorgestellt. Gleichzeitig erfuhren die Preisträger zum ersten Mal, welchen Platz sie gemacht haben, und wurden nach ein paar Fotos mit dem Vorstandsvorsitzenden von Stiftung Warentest und der Staatssekretärin im Verbraucherschutzminesterium noch spontan von der Laudatorin auf der Bühne zu ihrem Test befragt. Hier zeigten sich die drei GNR-Preisträgerinnen souverän und sicher. „Die Menstruation ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu-Thema. Deswegen wollten wir mit unserem Test darauf aufmerksam machen, wie alltäglich das Thema ist und jungen Mädchen die Suche nach der perfekten Binde erleichtern“, so Jamie, Marika und Vanessa.

Nach der Preisverleihung wurde am Abend noch gemeinsam ein Musical besucht und alle ließen den Tag Revue passieren. Am Mittwoch, dem letzten Tag, ging es nach dem Frühstück los zu einer Stadt-Rallye, die trotz 34° Spaß machte. Danach hatten die Mädchen noch Freizeit, in der sie Berlin weiter erkundeten, und anschließend am Nachmittag wieder nach Hause fuhren.

„Berlin war toll. Alle waren sehr nett, das Programm hat Spaß gemacht und wir freuen uns riesig den dritten Platz gemacht zu haben“, resümierten die drei Preisträgerinnen. Insgesamt waren die Mädchen mit sich und ihrer Leistung sehr zufrieden und hatten viel Spaß an der Fahrt, aber auch an dem Test: „Außerhalb des Unterrichts zu testen, zu bewerten und wissenschaftlich zu arbeiten, hat viel Spaß gemacht und war eine schöne Abwechslung.“ Und wer weiß, vielleicht hört man nächstes Jahr ja noch mal was von den Dreien.

Mitarbeit am Text: Enis und Alex (Homepage AG)

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