Junior Akademie des Landes NRW – Beteiligung aus Rietberg

Das Ministerium für Schule und Bildung richtet jedes Jahr in der zweiten Hälfte der Sommerferien die JuniorAkademien NRW aus. Die JuniorAkademien richten sich an alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9, die eine weit überdurchschnittliche intellektuelle Befähigung sowie eine ausgeprägte Leistungsmotivation und Anstrengungsbereitschaft bereits gezeigt und unter Beweis gestellt haben.

Auf der Homepage der Junior Akademie heißt es weiter: „Die JuniorAkademien NRW sind eine sehr effektive Fördermaßnahme für besonders begabte Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I. In der zweiwöchigen Ferienakademie werden spannende Kursthemen angeboten, die im regulären Schulunterricht meist nicht behandelt werden. Eine sehr intensive fachliche Arbeit wird durch sehr kleine Lerngruppen erreicht, die jeweils von zwei Kursleitern betreut werden. In der Regel werden die Kursleiterteams mit jungen Lehrern und jungen Wissenschaftlern gemeinsam besetzt. Daneben gibt es aber auch ein sehr vielseitiges Begleitprogramm mit zahlreichen Sport-, Musik- und Freizeitangeboten. So bleibt auch noch genügend Zeit neue Kontakte und Freundschaften mit Gleichgesinnten zu knüpfen.

Jedes Jahr werden ab etwa Mitte Januar die aktuellen Ausschreibungen über die Bezirksregierungen an alle Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen geschickt oder können beim Landesbeauftragten angefragt werden. Die Nominierungsfrist der Schülerinnen und Schüler erfolgt durch die Schulen und ist begrenzt auf je eine Schülerin und einen Schüler. Eine Auswahlkommission des Ministeriums für Schule und Bildung entscheidet auf der Grundlage des Bewerbungsschreibens der Bewerber und Empfehlungsschreiben der Schule über die Aufnahme am Ferienangebot. In diesem Jahr sind Amelie Marquardt und Luis Kriener in das Programm aufgenommen worden.

Schloss Loburg in Ostbevern (Foto: A. Marquardt)

Vorab mussten Bewerbungsschreiben eingereicht werden, die neben einem Motivationsschreiben ein aussagekräftiges Empfehlungsschreiben über Lern- und Denkfähigkeit, Arbeitsverhalten und Motivation sowie zum sozialen Engagement im schulischen und außerschulischen Bereich umfassen sollte. Dass das Angebot erfolgreich war, zeigt der Erfahrungsbericht von Amelie Marquardt, die vom 18.7. bis 27.7.2022 den englischsprachigen Kurs „Investigating the physical Universe“ auf Schloss Loburg in Ostbevern besuchte:

Als ich am Mittwoch ankam, wurde mir mein Zimmer gezeigt und wir hatten ein wenig Zeit das Gelände zu erkunden. Das war auch nötig, da man sich sonst auf dem riesigen Gelände des Schlosses und der danebenstehenden Schule schnell verlaufen hätte. Danach haben die Kurse zueinander gefunden und wir haben uns gemeinsam mit unseren Kursleitern unsere Räume angeguckt, die die nächsten Tage unser Labor wurden. Wir durften unseren Kursleitern ein paar Fragen stellen, und schnell wurde klar, dass wir das beste und lustigste Kursleiterduo hatten, das man sich nur vorstellen könnte. Aber dann ging es zu den „ernsteren“ Themen. Uns wurde erklärt, was die nächten Tage auf uns zukommen wird. Als uns eröffnet wurde, dass wir eine Achterbahn bauen und testen werden, welches das beste Bier sei, waren alle erst einmal verwirrt. Aber so war es dann, wir wurden in kleine Gruppen von je vier Personen eingeteilt und dann ging es am nächsten Tag schon los.

Beim Bau der Achterbahn im Labor (Foto: A. Marquardt)

Die erste Aufgabe: eine Achterbahn für Murmeln mit Looping und Sprung am Ende zu bauen. Dass es sich bei der Achterbahn, so gesehen, nur um eine Murmelbahn handelt, wurde von uns natürlich gekonnt ignoriert, denn die “physics minions“, wie wir von unseren Kursleitern genannt wurden, hatten eine Mission. Wir mussten es nämlich nicht nur schaffen, eine funktionsfähige Achterbahn mit Looping zu bauen, wir mussten auch berechnen, wo die Murmel landen wird. Dafür mussten wir wissen, mit welcher Beschleunigung sich die Murmel bewegt, wie viel kinetische Energie sie wann hat und noch vieles mehr. Einfach messen konnte man das leider nicht, deshalb mussten wir alles manuell berechnen.

Die Theorie – auch Berechnen gehört zur Forschung (A. Marquardt; 2. V. l.)

Das klingt vielleicht langweilig, aber es hat erstaunlich viel Spaß gemacht. Außer natürlich, wenn nichts funktioniert! Denn auch wenn die Berechnung an sich stimmen, konnte man nicht bestimmen, wo die Murmel landet, da jede kleinste Veränderung beim „Murmel loslassen“ alles verändern konnte. Auch wenn sie in dem einen Versuch perfekt landet, ist sie im nächsten noch nicht einmal durch den Looping gekommen. Das war das Frustrierendste; aber aufgeben konnten wir nicht. Dann hieß es: alles neu von vorne machen. Auch wenn wir nur noch eine halbe Stunde Zeit hatten, gab es keine andere Möglichkeit, als alles noch einmal neu zu bauen. Unser Raum war am Ende komplett verwüstet. Alles lag irgendwo auf dem Boden herum und unsere Achterbahn wurden professionell mit Panzertape an Stativen festgeklebt. Jeder normale Lehrer wäre gestorben, wenn er gesehen hätte, wie wir gearbeitet haben. Aber das Wichtigste war, dass es im Endeffekt doch irgendwie funktioniert hatte.

Man kann nur hoffen, dass sich auch im kommenden Jahr wieder Interessenten bewerben und dass unsere Schule erneut einen, möglicherweise sogar wieder zwei begabte interessierte junge Menschen schicken darf.

Text: Amelie Marquardt und Dr. Heiner Koop

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