Demokratie leben, Wählen üben – Jugendwahl am GNR

Insgesamt 552 SchülerInnen aus den Stufen 8 bis Q1 hatten direkt vor dem Wahlsonntag die Möglichkeit, die Kommunalwahl selbst realitätsnah zu erproben. Vor Ort in Rietberg sorgten 16 WahlhelferInnen aus den Stufen 9 und EF mit hohem Engagement für einen reibungslosen Ablauf in dem zehn Stunden geöffneten Wahllokal. Parallel dazu wählte auch die Stufe Q1 auf ihrer Schulgemeinschaftsfahrt nach Auschwitz/ Polen in einer „Außenstelle“ – dort durchgeführt von den zwei GNR-SchülersprecherInnen.

Die sehr engagierten 16 WahlhelferInnen..

Organisiert wurde diese Jugendwahl von den Politik- und Sowi-Lehrkräften Simon Kuhlmann und Sarah Finkeldei. Beide entschieden sich früh, dieses politische Projekt auf die kommunale Ebene zu erweitern und setzten dabei erneut auf eine möglichst realgetreue Durchführung. „Demokratie lernt man, indem man sie praktiziert“, betonte Kuhlmann. Gerade die Kommunalpolitik sei für Jugendliche besonders greifbar, weil Entscheidungen über Sportstätten, Busverbindungen oder Freizeitangebote unmittelbar den eigenen Alltag berühren. „Diese Jugendwahl zeigt unseren SchülerInnen, wie nah kommunale Entscheidungen an ihrem Leben sind.“

Die Jugendwahl auf kommunaler Ebene wurde komplett selbstständig organisiert und durchgeführt: mit Wahlbenachrichtigungen, Wählerverzeichnis, Wahlkabinen und den vier Stimmzetteln in unterschiedlichen Farben. Eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Stadt Rietberg und insbesondere Christiane Burghardt (Leitung Personal & Organisation) ermöglichte der Wahlhelfergruppe einen Besuch im Briefwahlbüro im Rathaus und eine Original-Wahlhelferschulung, die das Projekt zusätzlich professionalisierte.

Die WahlhelferInnen an ihrem Workshoptag im Rathaus:

„Warum gibt es eigentlich gleich vier Wahlzettel?“, „Welche Aufgaben hat nochmal der Kreistag?“, „Wo setzen die Parteien ihre Schwerpunkte auf kommunaler Ebene?“ – auch das Wählen selbst bedurfte einer Vorbereitung. Besonders die Stufen 8 bis Q1 setzten sich im Unterricht intensiv mit der kommunalen Politik auseinander. Die Lehrkräfte der Fachschaft Politik sammelten vor den Sommerferien Fragen der SchülerInnen zur Kommunalpolitik, die sie dann an die KommunalpolitikerInnen Rietbergs schickten. Die erhaltenen Antworten der Parteien und Bürgermeisterkandidaten wurden dann im Unterricht exemplarisch analysiert und verglichen – ein direkter Einblick in kommunale Politik, den viele SchülerInnen so noch nicht erlebt hatten.

Die hochmotivierte Gruppe der WahlhelferInnnen gestaltete außerdem eine große Wand im Schulgebäude mit Informationen zu Wahlzetteln, Wahlverfahren, Organen und Ämtern, Parteien und Kandidaten für die relativ komplexe Kommunalwahl. 

Die Stufe EF des GNR hatte dann noch die Möglichkeit, an einer Podiumsdiskussion der zwei Bürgermeisterkandidaten in der Richard-von-Weizsäcker-Gesamtschule teilzunehmen. Durchgeführt von einem Q2- Kurs der Gesamtschule diskutierten dort die beiden Kandidaten miteinander, reagierten auf Fragen und stellten ihre Positionen anschaulich vor (siehe unten).

Die Wahlbeteiligung bei der Jugendwahl am GNR war dann mit ca. 80% sehr hoch, viele SchülerInnen nahmen die Gelegenheit ernst, Demokratie konkret zu erleben. „Ich habe gewählt, weil jede Stimme zählt“, erklärte Carla aus der EF. Ihre Mitschülerin Mia ergänzte: „Und das auch bei einer Jugendwahl neben der `normalen` Wahl, um sich so einen Überblick zu verschaffen, wie sich die politische Einstellung der Jugend entwickelt.“ Diese Stimmen zeigen, dass die Jugendwahl mehr ist als eine Übung – sie ist für viele ein Schritt in die eigene politische Mündigkeit.

Für die überaus engagierten WahlhelferInnen war die Wahl weit mehr als nur eine Aufgabe – sie wurde zu einer besonderen Erfahrung. „Eine solche Simulation der Wahl bringt den SchülerInnen demokratische Prozesse in jungen Jahren näher und ist einer der ersten Schritte in die Richtung einer Politiklandschaft, in welcher alle einen Platz haben“, betonten die Wahlhelfer Ben und Lasse.

Für alle Beteiligten also ein Stück gelebte Demokratie am GNR.

Die Wahlergebnisse der „Außenstelle“ und der Wahl vor Ort am GNR wurden zusammengefügt und nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend für die Schulgemeinschaft veröffentlicht und sie werden in der folgenden Schulwoche im Unterricht analysiert und diskutiert.

Hier noch weitere Eindrücke:

Weitere O-Töne von WählerInnen und WahlhelferInnen:

  • Wählerin Anna EF: „Ich gehe wählen, damit wir den Rechten keinen Platz bieten.“
  • Wahlhelferin Finja 9a: „Ich bin Wahlhelferin, da ich es schön finde, in meinem Alter schon Wahlen durchzuführen und mit anderen in Kontakt zu kommen. Außerdem war die Wahlhelferschulung sehr interessant und man hat Einblicke bekommen, die man sonst nicht sieht.“
  • Wahlhelferinnen Anna, Clea, Lara, Nele EF: „Wir sind Wahlhelferinnen, weil es ein wichtiger und interessanter Einblick in die Funktionsweise der Demokratie ist. Es hat auch eine Lernfunktion für das „richtige“ Wählen für uns als 16- jährige Wahlberechtigte bei der Kommunalwahl.“
  • Wahlhelferin Inga 9a: „Ich bin Wahlhelferin, weil ich mich sehr für Politik interessiere und mich gerne einsetze. Ich finde es auch spannend zu sehen, wie der ganze Wahlprozess abläuft und wie viel Aufwand das ist. Außerdem war die Wahlhelferschulung auch super, da man sehen konnte, was richtige Wahlhelfer alles lernen.“
  • Wähler Eyüp 8d: “Ich wollte lernen, wie das mit dem Wählen geht.”
  • Wähler 8b: “Ich habe mich dazu entschieden, wählen zu gehen, weil ich es wichtig fand und dann sehen wollte, wie die Wahlergebnisse an unserer Schule aussehen.”
  • Wähler 9a: “Ich war hier wählen, weil die Meinung der Jugend heute auch berücksichtigt werden soll.”
  • Wählerinnen Lilly, Carolin, Felina 10a: „Wir sind wählen gegangen, damit wir auch als Schüler einen Teil zur Politik beitragen können. Wir wollen uns für eine gerechte Kommunalpolitik einsetzen. Darüber hinaus schätzen wir das Angebot, dass wir als Jugendliche wählen und unsere Meinung einbringen können. Zusätzlich ist es eine Möglichkeit, das Wählen für die Zukunft zu üben. Des Weiteren finden wir das Thema, also die Auseinandersetzung mit den Parteien und ihren Wahlprogrammen sinnvoll, um zu lernen, welche Ziele die Parteien verfolgen und welche Ansätze sie vertreten.“
  • Wähler 9b: “… weil mir die Demokratie wichtig ist und ich meine Meinung durch eine Wahl preisgeben kann.”
  • Wähler 8b: “Ich habe mich dazu entschieden, wählen zu gehen, weil ich meine Ansprüche so auch mit in die Wahl einbringen konnte.”
  • Zwei Wähler 8b und 9a: “Ich war wählen, weil ich meine Meinung durch ein Kreuz zeigen wollte. Meine Meinung soll so berücksichtigt werden.”
  • Wahlhelfer Lasse und Ben EF: „Wir engagieren uns als Wahlhelfer bei der Jugendwahl, weil uns die Demokratie am Herzen liegt. Wenn wir nicht dafür sorgen, dass auch junge Menschen einbezogen werden, dann passiert genau das gar nicht.“

Hier stellt in Kürze die Schülerin Katharina die Podiumsdiskussion der zwei Bürgermeisterkandidaten noch genauer vor:

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