Endlich wieder – eine Romfahrt nach 6 Jahren Unterbrechung

Am 4. April ging es für 30 Lateinschülerinnen und -schüler der Stufen 10 und EF zur Studienreise nach Rom. Diese inzwischen 11. Fahrt stand von Anfang bis Ende unter einem sehr guten Stern: Eine staufreie Busreise mit dem Busunternehmen Mertens, ein angenehmes, meist sonniges Wetter in Rom, unternehmungslustige und gutgelaunte Schülerinnen und Schüler sowie ein reichhaltiges Besichtigungsprogramm von Sonntag bis Donnerstag, das trotz des Jubiläumsjahres (Heiliges Jahr 2025) nicht auf die zu befürchtenden langen Warteschlangen traf. 

Nach 18 Stunden Reisezeit konnten die Reiseteilnehmer, darunter auch drei Mütter und zwei ehemalige Schülerinnen, außerhalb des Stadtgebiets am Samstagnachmittag ihre Zimmer im Bungalowpark Camping Fabulous beziehen. Während die meisten sich dort akklimatisierten und schon einmal die Küchen in den Bungalows für das Abendessen in Betrieb nahmen, konnte es eine kleine Gruppe nicht abwarten und unternahm rund um das Colosseum herum einen abendlichen Stadtspaziergang.

Am Sonntagvormittag brachte der Bus die Reisegruppe nach Ostia antica, die der Großstadt Rom (Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus mit ca. 1.000.000 Einwohnern eine der größten Städte der damaligen Welt) am Tiber gelegenen Vorstadt, die zunehmend mehr die Aufgabe zu übernehmen hatte, Roms Bevölkerung mit Getreide, Wein, Oliven, aber auch mit besonderen Waren, wie z.B. mit Elefanten und anderen Tieren aus Asien und Afrika zu beliefern. Wie an den folgenden Tagen auch informierten je zwei Schüler*innen direkt vor den ausgewählten Sehenswürdigkeiten die Reisegruppe über das jeweils Wissenswerte (Platz der Händler, Getreidespeicher, öffentliche Toilettenanlage, Mithrasheiligtum). 

Am Mittag ging es mit einem Vorortzug zu Roms Innenstadt. Ein ausgedehnter Stadtspaziergang führte von der Piazza di Spagna mit der weltbekannten Spanischen Treppe über das Pantheon, der einzigen völlig überlaufenen Sehenswürdigkeit, die Piazza Navona und den Kapitolshügel zum Colosseum, dessen Besichtigung am nächsten Tag anstand.

Am Abend hieß der Lerninhalt: „Was muss ich beachten, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Roms Innenstadt aus den Bungalowpark erreichen zu können?“ Somit konnten Kleingruppen in den kommenden Tagen ihre Zeit in Rom nach Beendigung des offiziellen Teils selbstständig gestalten, indem sie individuell den Zeitpunkt für die Fahrt zum Bungalowpark bestimmten. 

Am Montagmorgen begann das Besichtigungsprogramm an dem Ort, der bis heute mit Rom unweigerlich verbunden wird: Am Colosseum. Wie so manch andere Orte in Rom steht auch das Colosseum für Gigantomanie, architektonische Meisterleistung und einen aus heutiger Sicht fragwürdigen Politikstil, ging es doch den beiden Kaisern Vespasian und Titus im Jahre 80 n. Christus darum, die Massen mit Schauspielen der besonderen Art zufriedenzustellen. Stichwort: „Panem et circenses“ (Brot [s. Getreideversorgung aus Ostia] und Zirkusspiele).

Am Nachmittag ging es über den Palatin, dem vorzugsweise von reichen Bürgern und Kaisern bebauten und bewohnten Hügel zum Forum Romanum, dem politischen Zentrum des damaligen Weltreiches. Von den farnesischen Gärten aus hatte die Reisegruppe einen hervorragenden Überblick über das ganze Forum und konnte so wichtige Zusammenhänge gut begreifen. Referate informierten über die Via Sacra und die Priesterschaft der Vestalinnen, die bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus durch das Bewachen des heiligen Feuers ihren Beitrag zum Erhalt der ewigen Stadt zu leisten hatte.

Am Dienstag hieß es, sehr früh aufzustehen – in der Hoffnung, somit ein langes Anstehen an den Einlasskontrollen zum Petersdom zu vermeiden. Ob es am frühen Aufstehen oder an was auch immer gelegen hat: Nach 20 Minuten Wartezeit stand die Gruppe auf dem von dem umtriebigen Künstler, Stadtplaner und Architekten Bernini entworfenen Petersplatz. Der erste Programmpunkt war das Besteigen der Kuppel. 551 Stufen ging es hinauf. Erster Haltepunkt war die mit prächtigen Mosaikwänden verzierte Galerie, von der aus man direkt auf den Baldachin des Hauptaltars hinunterschauen konnte, der aus dieser schwindelerregenden Höhe längst nicht so wuchtig wirkte als später nach dem Abstieg.

Ab dann wurde der Aufstieg zu einer teilweise recht engen Angelegenheit und, wie es eine Kuppelform zwangsläufig vorgibt, wurden wir dazu gezwungen, uns der Krümmung anzupassen. Schließlich oben angelangt stockte so manchem vor Begeisterung der Atem, und hier wurde ein Gutteil der meisten und schönsten Fotografien gemacht – wegen des atemberaubenden Ausblicks auf Rom bei einem angenehmen Mix von Sonne und Wolken.

In der Basilika wieder angelangt konnten die Schülerinnen und Schüler des GNR prachtvolle Statuen wie z.B. die Pietà von Michelangelo bestaunen und lateinische Inschriften ins Deutsche holen.

Neu: Zudem war es allen möglich, die „Heilige Pforte“ im Petersdom zu durchgehen, die nur alle 25 Jahre durch den Papst für alle Pilger geöffnet wird.

Nach dem Tod von Papst Franziskus ging es wohl allen Teilnehmern der Romfahrt so, dass sie merkwürdig berührt waren, als sie im Fernsehen Bilder von der Beisetzung verfolgten, weil sie fast 2 Wochen zuvor im Vatikan gewesen waren. 

Den weiteren Teil des Tages nutzten die einzelnen Gruppen dazu, Vorschlägen der Reiseleitung zu folgen und an der Engelsburg vorbei den Tiber zu überqueren und über malerische Plätze, Gassen und kleine Parkanalagen sich Richtung Colosseum treiben zu lassen. Manch einer entdeckte auf diesen Spaziergängen auch einheimische Delikatessen wie frittierte Zucchiniblüten.

Das Programm endete an diesem Tag in den Caracalla-Thermen, in einer der zahlreichen öffentlichen Badeanstalten des antiken Roms, die weitaus mehr boten als Becken mit verschiedenen Wassertemperaturen, nämlich auch noch Sportplätze, Massagestudios, eine Bibliothek sowie zahllose Möglichkeiten sich mit Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern zu treffen.

Die beiden Programmpunkte am Mittwoch führten nicht wie am Vortag gen Himmel, sondern unter die Erde und machten Zusammenhänge zwischen der vorchristlich-römischen Zeit und den Anfängen des Christentums deutlich. Der unterirdisch angelegte christlich Friedhof (= Katakombe) San Sebastiano bot Tausenden verstorbenen Christen den Platz, den es oberhalb aus Kostengründen nicht gab, während reiche Römer für sich und ihre Familien keine Kosten scheuten, um auch nach dem Tod in der Öffentlichkeit Beachtung zu finden. 

Außerdem wurden in dieser Katakombe während der Christenverfolgungen unter den Kaisern Decius und Valerian die Reliquien der Heiligen Petrus und Paulus aufbewahrt.

Nach einer längeren Mittagspause traf sich die Gruppe vor der Kirche San Clemente unweit des Colosseums. Auch dieses Gebäude erschließt sich in seiner komplexen Geschichte erst dann, wenn man durch seine Schichten in die Vergangenheit hinabsteigt. 20 Meter unter der heutigen Kirche befinden sich die Überreste von Wohnungen aus dem antiken, vorchristlichen Rom. Diese sind wahrscheinlich durch einen großen Brand zur Zeit Neros verwüstet worden und dienten später als Fundamente für die frühchristliche Kirche aus dem 4. Jahrhundert. Nach ihrer schweren Beschädigung durch die Normannen im Jahr 1084 ließ Papst Paschalis II im 12. Jahrhundert auf der alten Kirche eine neue, die heutige Kirche errichten.

Am Donnerstag hieß es stückweise Abschied zu nehmen: Wie gewohnt frühes Aufstehen, denn die Bungalows mussten geputzt und geräumt bis 10.00 Uhr übergeben werden. Jeder, der fertig war, konnte sich in seiner Gruppe dann nach Rom begeben und hatte ohne vorgegebenes Programm bis 17.00 Uhr Zeit, um Neues zu entdecken, wie z.B. die Villa Borghese, einer wunderschönen Parkanlage im Zentrum von Rom, oder den Besuch im Pantheon nachzuholen, oder sich einfach treiben zu lassen und in dem einen oder anderen Geschäft Andenken als Mitbringsel für die Familie auszusuchen.

Neu, z.B.: Mit vielen tollen Erlebnissen, Fotos und Erinnerungen sind alle wieder wohlbehalten in Rietberg angekommen. Vielleicht wird es bei dem/der einen oder anderen Teilnehmer/in nicht bei der einzigen Romfahrt im Leben bleiben…

Bericht: Anna-Lena Emich, Anne Gandini und Stephan Kömhoff-Paatz

Fotos: Verschiedene Teilnehmer*innen

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