Ein HERBAR (aus dem Lateinischen: herba = Kraut) ist eine Pflanzensammlung. Wir legen ein Herbar an, damit du einige häufige Pflanzen deiner Heimat kennenlernst. Deshalb werden in unser Herbar auch keine Gartenpflanzen aufgenommen.
So gehst du vor:
Sammle möglichst unbeschädigte Pflanzen
Die Pflanzen sollen vollständig, also immer auch mit Blättern sein (keine einzelnen Blüten). Stehen mehrere Pflanzen an einer Stelle, sammle die Pflanze mit dem typischen Aussehen (also z.B. nicht die größte oder kleinste Pflanze oder eine, die voller Fraßspuren ist). Nimm zwei bis drei Exemplare zum Pressen mit, denn dann kannst du später – nach dem Pressen – das beste Exemplar in dein Herbar aufnehmen. Findest du weit und breit nur eine Pflanze, verzichte lieber auf das Sammeln; es könnte eine seltene Pflanze sein, die vielleicht unter Naturschutz steht. Ziel des Herbars für dich ist es ja, dass du die häufigsten Vertreter einheimischer Pflanzenfamilien kennenlernst.
Transportiere die Pflanzen am besten in einer Plastiktüte
So vertrocknet die abgebrochene Pflanze nicht so schnell. Besonders geeignet sind Gefriertüten mit einem luftdichten Falzverschluss. Zu der Pflanze legst du noch einen Zettel, auf den du Fundort und Datum notierst hast.
Presse die Pflanzen sachgerecht
Zu Hause legst du jede Pflanze einzeln flach auf frisches Zeitungspapier. Achte darauf, dass Blüten und Blätter glatt nebeneinander und möglichst nicht übereinander liegen. Zur besseren Unterscheidung ähnlicher Pflanzen sollte manchmal auch ein Blatt mit der Unterseite nach oben gepresst werden. Mit den Fingern kannst du einzelne Pflanzenteile schon etwas auf das Papier pressen und dann eine weitere Zeitung über deine Pflanze legen. Wenn dir jemand hilft, geht es besonders gut, wenn du die Zeitung langsam vom Rand her über die Pflanze rollst und der Zweite die Pflanze während des Abrollens passend hält und vielleicht die flache Lage noch etwas verbessert. Lege auch den Notizzettel mit Datum und Fundort zur Pflanze. Beschwere das Papier mit einer geeigneten Platte (Pappe, Holz, Blech) und zusätzlichen Gewichten (z.B. Büchern). Presst du mehrere Pflanzen in einem Stapel, müssen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Exemplaren mehrere Zeitungslagen sein. Du kannst auch selbstgebaute Pflanzenpressen verwenden; welche dies sein können und wie du sie herstellen kannst, besprechen wir im Unterricht. Sinnvoll ist es natürlich, wenn du zum Trocknen einen warmen Platz wählst.
Trockne die Pflanzen sorgfältig
Über das Zeitungspapier wird der Pflanze Wasser entzogen. Dabei wird das Papier feucht und muss gewechselt werden. Am Anfang erfolgt ein Wechsel nach 2 bis 3 Tagen. Dabei musst du darauf achten, dass die Pflanzen jedesmal wieder schön glatt liegen. Bei sehr wasserhaltigen Pflanzen musst du nach einer Woche erneut das Papier wechseln, so oft bis die Pflanzen völlig trocken sind. Mit dem Handrücken kannst du prüfen, ob die Pflanzen völlig trocken sind: Trockene Pflanzen fühlen sich nicht kalt oder feucht an. Nur trockene Pflanzen sind haltbar und schimmeln nicht!
Befestige die Pflanzen auf Zeichenkarton oder festem weißen Papier (DIN A4)
Du kannst die Pflanze auf verschiedene Weise darauf befestigen:
- Du legst schmale Papierstreifen über Stengel, Blätter und Blüten. Die Enden der Papierstreifen bestreichst du mit Kleber. So wird die Pflanze locker auf dem Papier festgehalten.
- Anstelle der Papierstreifen nimmst du Tesafilm.
- Auf die Rückseite der Pflanze streichst du an wenigen Stellen einen Tropfen Kleber auf und klebst die Pflanze direkt auf das Papier.
Arbeite mit Ruhe: Sollte dir z.B. ein Klebefehler unterlaufen, können die Pflanzen meist nicht mehr vom Papier entfernt werden, ohne sie zu beschädigen.
Beschrifte die Pflanzen
Schreibe gut leserlich in die rechte untere Ecke:
Name der Pflanze:
Pflanzenfamilie:
Fundort:
Datum:
Wenn wir die Pflanze schon im Unterricht besprochen haben, schreibe den Namen und die Pflanzenfamilie selbst dazu, sonst trage ich diese mit Bleistift ein. Zum besseren Schutz kannst du jetzt die fertige Seite in eine Plastik-Prospekthülle einschieben.
-
Die häufigsten Fehler beim Herbar sind in der nachstehenden Liste aufgeführt. Auf deinen Herbarienblätter findest du die jeweilige Korrekturziffer.
- Pflanze ist nicht völlig getrocknet (Fehlerziffer 1)
- Pflanze ist schlecht gepresst (Fehlerziffer 2)
- Blütenaufbau ist nicht erkennbar (Fehlerziffer 3)
- Blätter fehlen, besonders auch die Grundblätter (Fehlerziffer 4)
- Blätter sind umgeschlagen (Fehlerziffer 5)
- Pflanzenname fehlt oder ist falsch (Fehlerziffer 6)
- Pflanze ist schlecht aufgeklebt (Fehlerziffer 7)
- Beschriftung ist nicht sachgerecht (Fehlerziffer 8)
- Pflanzen aus der Liste fehlen (Fehlerziffer 9)
- Sonstiges (Fehlerziffer 10)
Die gesamte Beurteilung ergibt sich aus der jeweiligen Fehlerhäufigkeit und Fehlerpunkten.
-
Versuch einmal, ein gescanntes Herbar anzulegen, wenn du fit genug im Umgang mit Scanner, Computer und Drucker bist!
Diese Aufgabe ist freiwillig! Wenn du dich an diese Aufgabe traust, wären gescannte Pflanzen besonders sinnvoll, die wir auch im herkömmlichen gepressten Herbar sammeln. Dann können wir in der Klasse die beiden Methoden vergleichen. Scanne zunächst einige wenige Pflanzen, denn ein “normales” Herbar musst du in jedem Fall anlegen.
Wie gehst du vor?
Einfach und auch erfolgreich lässt sich das gescannte Herbar mit einem Farbscanner herstellen. Alles was du brauchst sind ein Farbscanner, ein Farbdrucker und ein PC mit ausreichend Speicherplatz.
Die Pflanzen können frisch auf den Scanner gelegt und mit der Deckplatte etwas angedrückt werden. Achte darauf, dass alle Teile so liegen, wie du sie später abgebildet haben willst. So muss zumindest ein typisches Blatt flach auf der Scheibe liegen. Willst du verhindern, dass feuchte oder schmutzige Pflanzen die Glasscheibe des Scanners beschmutzen, kannst du durchsichtige Folie darunter legen; die Scheibe kannst du aber auch leicht reinigen. Ist die Pflanze sehr zart und druckempfindlich, schließe die Deckplatte nicht, sondern lege ein Blatt Papier locker über die Pflanzen. Auch Pflanzenteile, die nicht direkt auf der Scheibe liegen, werden erstaunlich scharf abgebildet.
Du sparst dir bei dieser Methode Press-, Umlege- und Aufklebearbeit. Natürlich hast du aber nachher nicht mehr die Pflanze selbst, sondern nur ein Bild von ihr. Vergiss aber auf keinen Fall die Beschriftung! Wissenschaftliche Herbarien bestehen natürlich immer aus gepressten Pflanzen, damit man diese später noch untersuchen kann. Deshalb sollte das von dir anzufertigende Pflanzenherbar auch aus herkömmlich gepresste Pflanzen bestehen. Selbstverständlich können eingescannte Pflanzen zusätzlich abgegeben werden.
Natürlich kannst du auch besondere Teile wie Blüten oder Blätter vergrößern. Auch kannst du im Durchlicht scannen, das lässt z. B. die Blattadern besonders deutlich werden.
Du kannst auch schwarzweiß scannen. Stelle hierzu den Scanner auf “grau”, damit alle Zwischentöne dargestellt werden.
Viel Spaß beim Experimentieren! Und: frage deine Eltern, wenn du “auf einmal” Lust auf das Einscannen von mehreren Pflanzenarten hast. Schließlich ist das Herstellen von Farbdrucken nicht gerade billig!
Dein Bio-Lehrer ist ganz gespannt auf deine Ergebnisse!
-
Das Herbarium im Unterricht am GNR
Warum ein Herbarium anlegen?
Im Herbarium kann man einem Lebewesen wirklich begegnen, da es durch den vielfachen Umgang (Standortsuche, bestimmen, pflücken, pressen, beschriften) die erforderlichen Kenntnisse vermittelt, die nachweislich über Jahre im Gedächtnis gespeichert bleiben. Pflanzenkenntnisse machen später Spaziergänge in Wald und Flur zu einem Erlebnis, weil man dort “alte Bekannte” aus der Schulzeit wieder trifft und sich darüber freuen kann. Das Erstellen schult Zielstrebigkeit, handwerkliches Ge-schick, Fachkenntnisse und Geduld. Die notwendige Arbeitshaltung, die über eine längere Zeit erforderlich ist, wird durch das Tun selbst und das schöne „Produkt“ bestärkt. Fast immer sind die erstellten Herbarien für die Schülerinnen und Schüler ein persönlicher Gewinn.
Das Herbarium am GNR umfasst 30 Pflanzen. Hiervon müssen 15 im zweiten Halbjahr der Jahrgangsstufe 5, 15 im zweiten Halbjahr der 6 gesammelt werden.
Ich kenne doch die Pflanzen nicht!
Im Unterricht wird das Arbeiten mit einem Bestimmungsschlüssel geübt. Pflanzen, die im Unterricht behandelt wurden, können natürlich von den Lernenden wiedererkannt und eigenständig benannt werden. Um noch nicht bekannte Pflanzen zu bestimmen, können die Lernenden unser Bestimmungsbuch über das Wochenende ausleihen. Innerhalb einer Woche ist eine Ausleihe nicht möglich, da die Bücher für den Unterricht benötigt werden.
Sollte trotzdem eine Bestimmung nicht möglich sein, wird die entsprechende Pflanze durch die Lehrerin bzw. den Lehrer bestimmt und ein Zettel mit den entsprechenden Bemerkungen zu dem Herbarexemplar gelegt. Dies bedeutet keinen Abstrich an der Leistung des Lernenden, wenn die entsprechende Pflanze nicht im Unterricht behandelt wurde!
Vielleicht ist eine seltene Pflanze dabei!
Diese Befürchtung ist eher unbegründet. In den Hinweisen zur Anlage eines Herbars, die Ihr Kind erhält und sie Sie auch auf dieser Seite nachlesen können, weisen wir darauf hin, dass es um die Erweiterung der Kenntnisse der Flora unseres Nahraumes geht, und hierbei zunächst um die Kenntnis der häufigen Grundtypen unserer Blütenpflanzen, um das, was Ihr Kind im Alltag häufig umgibt. Im Gebiet Rietberg sind – auch aufgrund der intensiven Landwirtschaft – sehr viele gemeine (im Sinne von allgemeinen) Arten zu finden, Besonderheiten eher selten. Bisher haben wir in den Herbarien keine seltenen bzw. geschützten Arten gefunden.
Zudem gibt es keinen Anreiz für das gezielte Sammeln von Besonderheiten, da es hierfür keine zu-sätzlichen „Punkte“ gibt.
Was müssen wir alles besorgen?
Eine eigene Pflanzenpresse ist nicht notwendig (siehe Anleitungen). Das Bestimmungsbuch kann – wie oben angegebene – über ein Wochenende ausgeliehen werden. Die weiteren Materialien (Papier, Zeitungen, Klebestifte etc.) können auch sonst im Rahmen von Hausaufgaben und eigenständigen umfangreicheren Arbeiten erforderlich sein.
Ist elterliche Hilfe erforderlich?
Diese häufig gestellte Frage kann eindeutig mit „Nein“ beantwortet werden. Im Unterricht wird die Erstellung des Herbars vorbereitet, und zwar so, dass das Kind alle Schritte alleine gehen kann. Natürlich hängt es von der Arbeitshaltung und Selbstdisziplin des Kindes ab, ob es die Zeit einteilt und bis zum angekündigten Abgabetermin das Herbarium vollständig erstellt hat. In diesem Sinne ist es sicherlich Aufgabe der Eltern, das Kind zu unterstützen und Interesse daran zu zeigen, dass das Kind die verschiedenen Arbeitsschritte selbstständig erledigt. Gleiches gilt aber auch für umfangreichere Hausaufgaben und Projekte in anderen Fächern (Referate, Projekte etc.). Nehmen Sie ihm also keine Arbeit ab, denn nur durch das erfolgreiche eigene Tun des Lernenden bleibt das Geleistete im Gedächtnis und wird mit positiven Emotionen verbunden.
Wann und wie sammeln?
Im Unterricht wird mindestens einmal im Halbjahr in einer Bio-Stunde ein angekündigter Unterrichtsgang auf unser naturnah gestaltetes Schulgelände erfolgen. Hier steht die Vegetation in unmittelbarer Schulnähe im Zentrum. Nimmt das Kind an diesem Tag Gefriertüten mit, in die es die gesammelten und bestimmten Pflanzen mit einem Namenszettel gibt, damit diese bis zum Pressen hinreichend frisch bleiben, sind oft schon die erforderlichen 15 Pflanzen zusammen. Meist sind die Klassen erstaunt, wie viele verschiedene Arten im unmittelbaren Nahraum vorkommen. Natürlich kann jeder auch im Nachmittag die ihn besonders interessierenden Pflanzen sammeln und – unabhängig von diesem Unterrichtsgang – in das Herbarium einfügen.
Welche Rolle spielt das Herbarium bei der Beurteilung?
Die Beurteilungskriterien können Sie unserer Schulseite entnehmen.
Die Leistung beim Erstellen des Herbars ist Teil der mündlichen Note. Sie hat natürlich in beiden angegebenen Halbjahren ein besonderes Gewicht, um dem besonderen Aufwand und Umfang dieses Projektes gerecht zu werden.
Welche Erfahrungen hat die Schule mit dem Anlegen eines Herbariums?
Nicht ohne Grund hat sich die Fachkonferenz Biologie immer wieder begründet für das Anlegen eines Herbariums ausgesprochen – trotz der erheblichen Mehrbelastungen durch die Betreuung und Korrektur. Für Ihr Kind gibt es selten eine so unmittelbare Möglichkeit, eine naturwissenschaftliche Methode selbstständig zu erlernen, dabei die Umwelt besser zu erkennen, das Schönheitsempfinden zu schulen sowie die Arbeitshaltung und Leistungsbereitschaft zu vertiefen.
Anfragen an die Unterrichtenden gibt es meist nur wegen der Elternrolle. Wir möchten Sie nochmals darauf hinweisen, dass das Ziel „Eigenständigkeit des Kindes“ im Vordergrund steht. Zeigen Sie also durch Ihr Interesse am Tun des Kindes Ihre Unterstützung. Seien Sie andererseits sicher, dass durch die angemessene Vorbereitung und Begleitung im Unterricht Ihr Kind diese Aufgabe völlig selbstständig lösen kann.
Nicht umsonst erinnern sich selbst die Schülerinnen und Schüler, die ihr Herbar vielleicht mit kleinen Fehlern abgegeben haben, in der Sekundarstufe II beim Thema „Ökologie“ an ihre Herbarien.
Schauen Sie sich auf der GNR-Seite die Herbarblätter an, die in den letzten Jahren erstellt wurden. Diese sind keine seltenen, besonders gelungenen Exemplare, sondern alle Biologie-Unterrichtenden haben in jedem Schuljahr eine Vielzahl solch gelungener und überzeugender Herbarien erhalten. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Tag der offenen Tür, als Sie im Rahmen der Vorstellung der Naturwissenschaften auch vollständige Herbarien bewundern konnten.
Und zu guter Letzt: Manchmal zeigen auch Kinder, von denen es die Eltern nicht erwartet hätten, überraschende besondere Leistungen, wenn sie erst einmal Feuer gefangen haben.
Ein berühmtes Beispiel für die Bedeutung intensiver Naturbeobachtung und darauf fußender weitreichender Überlegungen ist Johann Wolfgang von Goethe, der in seinen wissenschaftlichen und dichterischen Werken, aber auch in seinen Briefen und Tagebuchaufzeichnungen eine kaum überschaubare Fülle verschiedener Pflanzen erwähnt oder näher beschrieben hat. An zentraler Stelle seines Interesses steht in den Jahren um 1815 der Ginkgo. Damals besuchte er einige Gärten und Parkanlagen, in denen Ginkgos zu sehen waren, z.B. den Park des Heidelberger Schlosses. Besonders faszinierte ihn das Blatt des Ginkgo, von dem eine Zeichnung aus seiner Hand existiert.
GINKGO BILOBA
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Spürst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich eins und doppelt bin ?
Und so kann ein Herbar aussehen: