Hexenjagd in Lippstadt und Rietberg
Das am Sonntag, den 10. Juni in Lippstadt zum ersten mal aufgeführte Stück über eine amerikanische Kleinstadt namens Salem im Jahre 1693 handelt von ein paar jungen Mädchen, die durch ihre verbotenen Tänze und Zaubersprüche im Wald das ganze Dorf aufwühlen und so in eine Hexenjagd treiben.
Mit einer eigens entworfenen „Szene 0“ wurde diese Vorgeschichte im Wald dargestellt und in den folgenden zwei Akten zeigten die über 20 Mitglieder des Literaturkurses, welches Potenzial in ihnen steckt.
Sie erzählen die Geschichte rund um John Protor, der sich – anders als der Rest der Dorfbewohner Salems – gegen die Anschuldigungen an seine Frau, eine Hexe zu sein, wehrt. Fast das ganze Dorf wird nach einigen Wochen festgenommen und beschuldigt, am Verrücktsein zweier Kinder Schuld zu sein und vielen droht der Galgen. Die willkürlichen Urteilssprüche auf der Basis der Lügengeschichten der Mädchen werden auf der selbst hergestellten Wand des Bühnenbildes verdeutlicht: Immer wieder treten im ersten Akt Darsteller auf die Bühne und schreiben mit Farbe – rot wie Blut – die Namen der Verhafteten an.
Gekonnt dargestellt sind nicht nur die Kulissen, die beispielsweise die Wohnung einer einfachen Familie – spärlich wie sie war – zeigen, sondern auch die Darsteller selbst, die sich kleiden und schminken wie die Pilgrimfathers selbst zu Zeiten der Neubesiedlung Amerikas.
Die mit Licht und Ton unterstützte Aufführung zeigt die gute Auseinandersetzung mit der Intention Arthur Millers und dem Inhalt seines Dramas. So weiß zwar jeder Zuschauer, dass dieser niemals Worte wie „scheiße“ oder „Mann ey“ benutzt noch seine Feinde als „Arsch“ geschimpft hätte, doch alle schmunzeln und wissen: diese modernen Abwandlungen in der Sprache nehmen dem Stück nichts von seiner Dramaturgie, sondern füllen es mit Leben.
Die zweite Aufführung in der Aula unserer Schule am Freitag, dem 15. Juni um 19.30 Uhr verdient es daher umso mehr, von vielen Zuschauern besucht zu werden, die sich für die Künste der zwölften Klasse interessieren.
Gehen Sie hin – es lohnt sich!
Und nicht vergessen: kleine Versprecher und Schmunzler seitens der Schauspieler geben diesem Stück seinen ganz besonderen Charme, und das große schauspielerische Talent aller Akteure lässt uns jede winzige Textlücke vergessen.