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Präsenation zu: Mobbing_Kommunikationswege am GNR
1. Was ist Mobbing? 2. Mein Kind – Ein typisches Opfer?
3. Erste Tipps für Schülerinnen und Schüler
4. Erste Tipps für Eltern
5. Was tun, wenn es trotzdem geschieht?
Was ist Mobbing?
„Es war doch nur Spaß“, oder „Der ist doch Schuld, er hat ja selber angefangen“, oder „So schlimm war das doch nicht“ sind übliche Begründungen, mit denen Schüler/innen ihr Verhalten gegenüber Mitschülern zu rechtfertigen versuchen.
Wenn Handlungen häufiger gegen einen Schüler zielen, der sich nicht zur Wehr setzt oder setzen kann, oder wenn Schüler Opfer auch nur einer gravierenden schikanösen Handlung gewesen sind, dann spricht man von Mobbing (englisch: „anpöbeln“). Das Ziel solcher Aktionen: Der betreffende Schüler soll aus der Gemeinschaft herausgedrängt werden.
Von Mobbing spricht man nicht, wenn zwischen zweien, die psychisch und/ oder körperlich gleich stark sind, Konflikte ausgetragen werden.
Im Einzelfall ist es nicht immer leicht, zwischen Streit und Mobbing zu unterscheiden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Mobbing nach bestimmten Mustern prozesshaft verläuft und zu Beginn anders aussieht als im späteren Verlauf.
Phase 1: ein ungelöster Konflikt
Ein Konflikt bleibt ungelöst, erste Schuldzuweisungen verschlechtern das Klima.
Phase 2: Betroffene Person erlebt zielgerichtete persönliche Angriffe
Die Konfliktursache gerät in den Hintergrund, die betroffene Person wird zur Zielscheibe von diffusen Anschuldigungen. Daraus resultiert vermindertes Selbstwertgefühl, daraus wiederum Isolation und Ausgrenzung, wenn bzw. weil aus der Gesamtgruppe keiner offensiv Partei für die betroffene Person ergreift.
Phase 3: Verschärfung der schulischen Situation
„Mobber“ fühlen sich nunmehr sicher und „leisten“ aggressivere Vorgehensweisen; sie erhoffen sich dadurch auch Anerkennung bei Mitschülern. Bei der betroffenen Person nehmen Verunsicherung, Konzentrationsfehler etc. zu. Es entsteht der Wunsch, die Klasse oder gar die Schule zu wechseln. Spätestens jetzt muss mit merkbaren positiven Folgen für die betroffene Person eingegriffen werden.
Die Mittel, derer sich die Mobbenden bedienen, sind ganz unterschiedlich: sie können verbaler Art sein (drohen, verspotten, beschimpfen, …), physisch ablaufen (schlagen, schubsen, treten, kneifen, festhalten, …), aber auch non-verbal (Grimassen schneiden, böse Gesten, Rücken zuwenden, …), direkt, sozusagen von Angesicht zu Angesicht, oder inzwischen immer mehr über Medien (Internet, facebook …).
Mein Kind – ein typisches Opfer?
Opfer sind dick, unsportlich und tragen eine Brille …
Diese Eigenschaften fallen einem spontan ein. Wissenschaftlich sind solche Vorstellungen allerdings nicht haltbar.
Untersuchungen zeigen, dass die Rolle des Opfers nicht von Eigenschaften des Opfers abhängen, sondern viel mehr jeder und jedem zugeschoben werden kann.
Insofern haben Opfer eines gemeinsam: ihnen wird von ihren Klassenkameraden immer eine „Abweichung“ vom Normalen unterstellt („die ist immer so komisch angezogen“).
Tatsächlich aber ist ja das so genannte „Normale“ nur ein gedachter Durchschnittswert, das heißt, jede und jeder weicht von dieser Normalität in einigen Punkten ab. Es gibt also viele übergewichtige Kinder mit Sommersprossen und seltsamer Brille, die nie Mobbingopfer wurden.
Diese Erklärung dafür, warum jemand gemobbt wird, funktioniert also nur im Nachhinein. Die Erklärung, die wirklich greift lautet: die Position, die jemand in einem sozialen Gefüge einnimmt, und das heißt auch, die jemandem von anderen zugedacht wird, um eigene Interessen zu verfolgen, ist der entscheidende Faktor.
Wenn Sie in Bezug auf Ihr Kind anders denken, also seine Mobbingerfahrung auf Aussehen oder bestimmte Charaktereigenschaften zurückführen, dann haben Sie, ohne es zu wollen, den Tätern einen Dienst erwiesen. Sie selbst sehen so wie die Täter die Schuld am Mobbing bei Ihrem Kind.
Erste Tipps für Schülerinnen und Schüler
Wenn du in der Schule geärgert oder gehänselt wirst, muss das nicht immer ein Mobbingproblem sein. Wenn du aber merkst, dass das Ärgern häufiger vorkommt und dass du immer mehr ins Abseits gedrängt wirst, dann hole dir Hilfe!
Am einfachsten ist es, wenn du zuerst deine Eltern darüber informierst, was genau vorgefallen ist. Die werden sich dann mit der Schule in Verbindung setzen und alles Weitere dann klären. Wenn du den Weg über deine Eltern nicht gehen willst, dann hast du in der Schule auch noch andere Personen, mit denen du über dein Problem sprechen kannst:
– einen guten Freund
– jemanden aus der Gruppe „gemeinsam gegen Mobbing“
Unser Tipp: Warte nicht lange! Es ist immer richtig – und wichtig für deine Person, sich gegen Unrecht zur Wehr zu setzen.
Und was kannst du tun, wenn du mitbekommst, dass ein Mitschüler gemobbt wird?
Viele wissen in einer solchen Situation nicht, was sie dann tun sollen. Einerseits möchten sie dem gemobbten Mitschüler helfen, andererseits haben sie Angst, selbst in das Mobbing hereingezogen zu werden.
Sprich mit Freunden/ Freundinnen aus deiner Klasse über das, was du mitbekommen hast. Du wirst sehr wahrscheinlich feststellen, dass nicht nur du Mobbingaktionen beobachtest. Tu dich mit den anderen „Mitwissern“ zusammen und überlege mit ihnen gemeinsam, wen ihr nun in eurer Schule ansprechen könnt, um Hilfe zu holen.
Und du wirst bestimmt merken: wenn du dich für einen gemobbten Mitschüler einsetzt, wird es auch dir besser gehen. Denn du weißt: was da abläuft, ist einfach nur mies.
Erste Tipps für Eltern
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind Mobbing ausgesetzt ist? Anzeichen, die Sie bei Ihrem Kind ablesen können, sind nie ganz eindeutig, denn sie können ebenso gut auf andere Probleme hinweisen. Eindeutig werden sie erst im Gespräch mit Ihrem Kind, wenn es selbst von Mobbing berichtet.
Schon wenn Sie den Verdacht haben, dass Mobbing vorliegt, holen Sie sich Unterstützung. Sprechen Sie mit Ihrem (Ehe)/Partner und mit einem Mitglied der Arbeitsgruppe gegen Mobbing, um vor einer „offiziellen“ Kontaktaufnahme mit der Schule eine erste Orientierung für das eigene Vorgehen zu erfahren.
Experten raten davon ab, Kontakt mit den Eltern der tatsächlichen oder vermeintlicher Täter aufzunehmen, egal, ob Sie die Eltern kennen oder nicht. Viele Eltern fühlen sich dann einem schwerwiegenden Vorwurf konfrontiert und werden verständlicherweise in erster Linie an das Wohlergehen ihres eigenen Kindes denken als Verständnis für Ihre berechtigten Interessen zu zeigen.
Im Gespräch mit Ihrem Kind können Sie auf Ihrer Verantwortung für das Wohl des Kindes bestehen, wenn Ihr Kind fordern sollte, dass die Schule nicht über das Mobbing informiert werden soll. Der Befürchtung Ihres Kindes (möglicherweise ja auch Ihre eigene Befürchtung), dass „dann ja alles noch schlimmer wird“, können Sie mit dem Hinweis begegnen, dass nur ein Eingreifen in diese Situation zu einer Verbesserung führen kann.
Wenn Ihr Kind besorgniserregende Reaktionen zeigt (z.B. lang anhaltende Verweigerung, die Schule zu besuchen), dann sollten Sie Kontakt zu Fachpersonal (Beratungsstellen, schulpsychologischer Dienst …) aufnehmen.
Was tun, wenn Mobbing geschieht?
Betroffene Eltern und Schüler wollen verständlicherweise wissen, was auf sie zukommt, wenn sie im Rahmen der Schule einen konkreten Fall von Mobbing angeben.
In einem ersten Schritt wird es darum gehen, die betroffenen Schüler und Eltern zu entlasten. Das bedeutet, ihr Anliegen ernst und sich Zeit für Gespräche zu nehmen, und herauszufinden, wie der Leidensdruck möglichst schnell gemindert werden kann.
In einem zweiten Schritt wird es darum gehen, das festzuhalten, was die Betroffenen als Informationen angeben: Was ist wann und wo wie oft mit wem vorgefallen?
Schließlich wird es darum gehen, im gemeinsamen Gespräch Lösungsschritte zu planen. Lösungsschritte sind insbesondere abhängig davon, wie weit der konkrete Mobbingfall fortgeschritten ist.