Unsere “Füchse” lernen durch Lehren
Am GNR hat das ehrenamtliche Lehren durch Schülerinnen und Schülern eine mehr als zehnjährige Tradition; dies betonen wir als ein Leitziel im Schulprogramm
- „Lernen durch Lehren”
- „Lernen durch Lehren“ in der EULE – für Seniorinnen und Senioren
- „Lernen durch Lehren“ im Teutolab – für Grundschülerinnen und -schüler
- „Lernen durch Lehren“ im FUCHS-Projekt
→ Füreinander – Unsere Coaches Helfen (Mit-)Schülern
Viele Schulen haben Programme nach der Idee „Schüler helfen Schülern“ eingerichtet. Diese Programme verstehen sich oft als von der Schule organisierte und betreute Unterstützungs- und Nachhilfeangebote, für die die Schüler-Lehrer eine Aufwandsentschädigung bekommen.
Dieses Verständnis von „Schüler helfen Schülern“ ist – bezogen auf unser FUCHS-Projekt – zu eng:
– Schülerlehrer zeigen durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit, dass ihnen die Arbeit mehr wert ist: das soziale Miteinander und die wechselseitige Wertschätzung werden in besonderer Weise hervorgehoben,
– die Entwicklung der Persönlichkeiten der Schülerlehrer durch ihre Unterrichtstätigkeit ist ein persönlicher und pädagogischer Gewinn, dessen Wert in sich selbst liegt,
– jeder Schüler hat das Recht auf individuelle Förderung: Um die FUCHS-Schülerlehrerinnen und -lehrer in ihrer Entwicklung zu fördern, werden sie sowohl von Fachlehrern wie vom Gesamtkoordinator unterstützt und an besonderen Tagen geschult, zudem wird die Förderung durch die FUCHS-Tätigkeit voll als Förderstunde angerechnet,
– Schülerlehrer können auch starke Schülerinnen und Schüler fördern, dies bedeutet eine Abkehr vom ausschließlich defizitorientierten Verständnis eines Nachhilfe-ähnlichen Tutoriums.
In der Literatur wird häufig angegeben, dass Schülerlehrer erst ab der Jahrgangsstufe 9 oder auch erst ab der Sek II genügend reif seien, um in diese für sie neue Rolle zu schlüpfen. Unsere Erfahrungen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass auch jüngere Schüler durchaus in der Lage sind, die Ziele eines „Schüler-helfen-Schülern“-Programms zu erreichen:
- Verantwortung übernehmen,
- Autorität ausüben,
- Unterrichtsstunden organisieren,
- Unterrichtsmaterial herstellen und ordnen,
- auf Fragen und Aufforderungen unterrichtszentriert reagieren,
- mit anderen Schülern leistungsbezogen interagieren,
- zuhören,
- andere Schüler beraten.
(nach K. Feldmann Feldmann, Klaus: Schüler helfen Schülern – Schüler unterrichten Schüler – Schüler als Tutoren – Schüler als Lehrer, Univ. Hannover, 2002)
Was spricht dafür, auch jüngere Schülerinnen und Schüler des GNR als FUCHS-Lehrer einzusetzen?
– Die speziellen Probleme ihrer nur wenig jüngeren Mitschüler sind den FÜCHSEN nahe. Diese Nähe ist gleichzeitig Chance und Gefahr, die pädagogische Gestaltung dieser Beziehung ist deshalb entscheidend.
– Die Chancen einer sinnvoll unterstützten Entwicklung persönlicher Haltungen und Eigenschaften sind für diese Altersgruppe besonders groß – pubertierende Schüler mögen zwar manchmal schwierig sein, suchen aber gerade jetzt nach „Sinn“ – ; in Zeiten der Sinnsuche sind Hilfen zur Identitätsbildung und zur Selbstfindung besonders notwendig.
– Das Erleben des sozialen Miteinanders in einer FUCHS-Gruppe, in der Schüler und Schüler-Lehrer vielleicht nur ein Jahr Altersunterschied haben, kann sich besonders intensiv auf die Gestaltung des Schulalltags auswirken.
Welche Risiken birgt der FUCHS-Unterricht durch Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 8?
– eine noch nicht genügend entwickelte und gefestigte Persönlichkeit, um als Autorität in einer Lerngruppe auftreten zu können,
– noch nicht genügend entwickelte Fähigkeiten in der didaktischen und methodischen Aufbereitung der FUCHS-Stunden,
– noch nicht genügend ausgebildete persönliche Reife, um in Krisensituation adäquat reagieren zu können.
Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass auch „jüngere“ Schüler durchaus in der Lage sind FUCHS-Gruppen zu betreuen. Befragungen in diesen Gruppen haben im letzten Jahr ergeben, dass eine durchweg gute Einschätzung der FUCHS-Lehrer durch ihre Schüler erfolgte. Da wir aufgrund dieser guten Erfahrungen in diesem Schulhalbjahr mit einer Neugestaltung und Ausweitung dieses Projekts beginnen, ist es selbstverständlich, dass die oben skizzierten Risiken neu bedacht werden müssen.
Wie begegnen wir am GNR diesen Risiken?
– Die FUCHS-Lehrer arbeiten immer zu zweit und unterstützen sich gegenseitig. Die Paarbildung erfolgt nach persönlichen Wünschen, wird aber auch vom Fachlehrer und/oder vom Klassentandem nach Beratung vorgeschlagen.
– Jede FUCHS-Gruppe wird von einem Fachlehrer betreut (Vorbereitung, Planung der FUCHS-Stunden, Auswertung und Nachbesprechung, Kontakte mit den Fachlehrern der FUCHS-Schüler). Dieser betreut parallel zur FUCHS-Gruppe eine Fach-Fördergruppe und steht somit als Ansprechpartner während der Förderstunden bereit.
– Das gesamte FUCHS-Projekt wird durch eine verantwortliche Lehrkraft betreut, die neben der Gesamtorganisation die Tutorenauswahl, die Gruppenbildung, die Evaluation des Projekts sowie die Einhaltung der Vereinbarungen („FUCHS-Vertrag“) übernimmt.
– Durch ein altersgerechtes, wiederholtes Training der Tutoren gewinnen die Schülerlehrer Sicherheit in ihrer neuen, zunächst ungewohnten Aufgabe.
– Durch die Tätigkeit der FÜCHSE im Förderband ist die Teilnahme für die FUCHS-Schüler der 7 und 8 verpflichtend. Diese Tatsache hilft, den Förderunterricht gesichert und regelmäßig stattfinden zu lassen; sie gibt den jüngeren FUCHS-Lehrern zusätzlich Sicherheit.