Die unauffälligen 3
„Schnappt die Tierschmuggler“
Das sind wir, die unauffälligen 3!
… Meine beste Freundin Ella, mein kleiner und manchmal nerviger Cousin Lasse und ich, Felina!
Zusammen haben wir eine echte Bande gegründet. Wahrscheinlich fragt ihr euch jetzt, warum wir uns
„Die unauffälligen 3“ genannt haben?
Nun, ich will euch nicht lange grübeln lassen! Also, da wäre Ella (12 Jahre) die s o o o dünn ist, das sie von
vielen Jungs aus unserer Klasse „Spinnen-Ella“ genannt wird. Sie ist wirklich so mager, das sie sich selbst hinter
dem dünnsten Baum verstecken kann, ohne dass man sie sieht. Ella und ich sind von Anfang an in derselben
Klasse. Mein Cousin Lasse ist mit seinen 11 Jahren der Jüngste aus unserer Bande.
Ich glaube, er ist der Schnellste aus der ganzen Schule! Bevor ihn irgendjemand bemerkt, ist er schon längst über
alle Berge. Und dann wäre da noch ICH, Felina! … 13 Jahre jung, pardon „die Älteste aus unserer Bande“.
Leider, oder auch zum Glück, bin ich MEGA klein! Wenn ich mich auf die Zehen stelle schaffe ich es gerade mal
auf 1,30 Meter (nicht Dezimeter!). So bin ich auf meine Weise „die unauffällige Dritte“ in unserer Bande.
Ich werde oft zum Ausspionieren vorgeschickt, denn niemand von den Großen bemerkt mich, wenn ich zwischen
Ihnen vorbei husche und vielleicht auch mal lausche.
So, jetzt wisst ihr ein wenig, wer wir sind.
… wenn ihr neugierig seid, was wir an einem Wochenende im April erlebt haben, dann lest doch einfach weiter !!
Die Schulglocke läutete den Feierabend ein.
Fast gleichzeitig rissen alle die Türen ihrer Klassenzimmer auf, darunter auch Ella und ich.
„Juchuuu, morgen beginnt das lange Wochenende, und wir haben noch nicht einmal Hausaufgaben auf“,
jubelte Ella als wir uns durch die Schülerschar quetschten und die Treppengeländer runter rutschten.
Ich nickte zustimmend und verdrückte noch schnell mein Butterbrot, damit ich Zuhause sagen konnte
das ich wirklich alles aufgegessen habe! ´Nun ja, viel größer bin ich dadurch auch noch nicht geworden´.
Gemeinsam beschlossen wir, mit unseren Rädern direkt zu unserem „Labor“ zu fahren. Unser „Labor“ ist eine alte
Holzhütte, die am Rande einer abgelegenen Kuhwiese steht. „Wenn Lasse gleich kommt, können wir gemeinsam
überlegen was wir mit dem langen Wochenende anfangen“, schlug ich erwartungsvoll vor.
Als wir nach 10 Minuten trödelnder und holpriger Fahrt dort ankamen, stand Lasse schon triumphierend in der
Tür. „Ihr lahmen Schnattergänse“, begrüßte er uns. Nun, wir waren von unserem Jüngsten mit seinen unendlichen
Sommersprossen nichts anderes gewohnt und nahmen es mit Humor!
„Ich habe einen neuen Spionier-Auftrag für uns“, verkündete er. Neugierig setzten Ella und ich uns auf unsere
Stuhl-Kisten und hörten Lasse gespannt zu. „Mein Freund Philip und ich haben gehört, wie ein paar ältere Jungs
auf dem Schulhof einen Einbruch in Bernd´s Zooladen geplant haben“, erklärte Lasse aufgeregt.
Ohne lange zu überlegen, fingen wir gemeinsam an einen Plan zu schmieden.
Nachdem wir alles bis ins kleinste Detail besprochen hatten, fuhren wir nach Hause.
Am nächsten Morgen ging alles ganz schnell:
– Aufwachen – anziehen + frühstücken in einem Abwasch – 1 Minute Zähne putzen. Dann stürmte ich aus dem
Haus und lief den schmalen Pfad entlang der zum Labor führte. Ella und Lasse warteten schon auf mich und
drückten mir zur Begrüßung eines der Funkgeräte in die Hand, die Lasse von Zuhause mitgebracht hatte.
„Damit können wir uns bis auf 8 km Entfernung verständigen“, meinte er.
Schließlich machten wir uns auf den Weg zur kleinen Tierhandlung in der Innenstadt.
Lasse und sein Freund Philip hatten ja gehört, dass dort am heutigen Morgen 4 Jungs eine seltene Echse stehlen
und dann für viiiel Geld verkaufen wollten.
Als wir nach zügigem Fußmarsch dort ankamen, versteckten wir uns wie geplant sofort hinter einer
nahegelegenen Backsteinmauer und warteten… .
Nach gefühlten 2 Stunden, in Wirklichkeit waren es gerade mal 6 Minuten, beobachteten wir wie 4 Jungs
ganz gemütlich in Richtung Tierhandlung schlenderten.
„Das sind sie! Das sind die 4 von gestern!“, zischte Lasse und wir lugten vorsichtig um die Mauer herum.
Völlig locker betraten die 4 Jungs die Tierhandlung. Zum Glück blieb die Eingangstür einen Spalt breit offen,
sodass wir alles mit anhören konnten.
„Was möchtet Ihr?“, fragte die Verkäuferin die hinter der Theke stand.
„Wir hätten gerne 9 Beutel Reptilienfutter“, sagte einer der Vier, während sich seine 3 Kollegen verstohlen
in dem Laden umschauten.
„Oh, das ist ja ´ne ganze Menge. Ich muss erst im Lager nachschauen, ob wir noch genug vorrätig haben“,
meinte die Verkäuferin und verschwand durch eine Schiebetür ins Lager.
„Los, schnappen wir uns die Echse!“, flüsterte der Junge. Zu viert eilten sie zu einem großen Terrarium,
in dem eine wunderschöne Echse saß.
Zwei der Jungs hielten ihren mitgebrachten Rucksack auf, während die anderen zwei die Echse aus dem Terrarium
hoben und unsanft in den Rucksack stopften.
„Sie hauen gleich schon ab, schnell schnell ruf die Polizei an!“, befahl Lasse aufgeregt.
Ella zitterte und wühlte wild in ihren Jacken- und Hosentaschen rum. „Mist, ich hab mein Handy Zuhause liegen lassen!“, fluchte Ella. „Waaas???, das kann doch nicht wahr sein!“, riefen Lasse und ich wie aus einem Munde.
Was, ja was sollten wir jetzt bloß tun?
In der Zwischenzeit war die Verkäuferin ohne Futter aus dem Lager zurückgekehrt und erklärte den Jungs mit
schlechtem Gewissen, das sie das Futter erst bestellen muss.
„Ist nicht so tragisch“, äußerte sich einer der Jungs mit einem breiten, coolen Grinsen auf dem Gesicht.
Die vier drehten sich auf dem Absatz um und verließen die Tierhandlung.
Sie liefen in Richtung Wochenmarkt, der sich mitten in der Innenstadt befand.
„Das gibt´s doch nicht“, murmelte Lasse. „Die gehen sofort zum Wochenmarkt, um dort die Echse zu
verscherbeln!“
Nun drehte Lasse völlig auf. Er gab Kommandos, wie sie ein Chef einer Riesenfirma nicht besser geben könnte:
„Felina, du wohnst doch hier um die Ecke. Lauf zu dir nach Hause und hol dein Handy!
Ella und ich folgen den Jungs. Wir bleiben mit unseren Funkgeräten in Kontakt und erklären dir, wo wir uns
gerade befinden!“
Ella und ich widersprachen unserem jungen Boss nicht, und so eilte ich nach Hause, während Ella und Lasse die
Verfolgungsjagd aufnahmen.
Zum Glück waren meine Eltern nicht da. So konnte ich schnell wieder das Haus verlassen, ohne neugierige Fragen
zu beantworten.
Ich hielt mein Handy und mein Funkgerät krampfhaft fest. Es sollte bloß nicht nochmal ein Missgeschick passieren!
Auf dem Wochenmarkt zurückgekehrt rief ich, wohl etwas zu laut ins Funkgerät:
„Hallo Lasse, hallo Ella, wo seid Ihr gerade?“
Aus meinem, wohl etwas zu laut gestelltem Funkgerät schallte Lasse´s schrille Stimme: „Wir sind hier mitten auf
dem Wochenmarkt, in dem kleinen Gebüsch mit den vielen Dornen. Die 4 Jungs machen nichts anderes, als sich
hier am Imbiss mit Pommes und Currywurst vollzustopfen“.
Blitzschnell stürzte ich mich in das Menschengetümmel und düste in Richtung Dornengebüsch.
Tatsächlich, ich sah wie die vier seelenruhig am Imbiss futterten.
Unauffällig, so dachte ich, quetschte ich mich ins Gebüsch zu meinen Freunden. „Mir ist s o o langweilig“,
flüsterte Ella. „Sie machen wirklich nichts anderes als …“. … Ihre Stimme verstummte!
„Hey, was macht ihr Gören dort im Gebüsch? Beobachtet ihr uns etwa?“
Ein langer Arm fuhr uns durch die Dornen entgegen. Er gehörte dem Jungen, der den Rucksack mit der Echse trug.
Unsanft schmiss er den Rucksack zu Boden.
Nun versuchten alle vier uns aus dem Gebüsch zu zerren, doch w i r waren schneller und entkamen
durch die andere Seite des Gebüsches.
Mein Herz klopfte wie wild, als ich an Ella´s Seite über den Marktplatz stürmte. Doch wo war Lasse??
Als ich mich umdrehte, sah ich wie er sich den Rucksack schnappte und in Richtung Tierhandlung davon eilte.
Alles was jetzt geschah, war s o o n i c h t geplant!
Unser „unauffällige“ Lasse entkam tatsächlich seinem Verfolger. Wo er abgeblieben war, erfuhren wir erst später.
Ella und ich liefen und liefen und liefen !
Mist, zwei Jungs waren schneller und packten uns an unserer Jacke.
„H i l f e … H i i l f e … H i i i i l f e!“, riefen Ella und ich aus Leibeskräften.
Durch unser Getöse wurde der halbe Marktplatz auf uns aufmerksam.
Die Jungs ließen uns erschrocken los und waren dann noch erschrockener, als sie sahen wer sich
mit breiten Schultern vor ihnen aufbäumte. Es war ein Polizist, der während des Wochenmarktes seine Runden
drehte.
„STOP, was ist denn hier los?“, schimpfte er.
Ella und ich waren so außer Atem, das wir kaum sprechen konnten.
Nach ein paar Minuten hatten wir uns gefasst und erzählten dem Polizisten alles von Anfang an.
Die anderen 2 Jungs waren inzwischen auch hier aufgetaucht, und mussten die peinliche Geschichte mit anhören.
Keiner von ihnen wagte es uns zu widersprechen!
Passend zum Ende unserer Geschichte, ertönte Lasse´s Funkgerät: „Hallo Felina, hallo Ella!
Ich bin in der Tierhandlung und habe die Echse in Sicherheit gebracht, bitte meldet euch!“
„Wir kommen, wir kommen, jubelten wir zeitgleich!“
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg: Der Polizist, die 4 Jungs, Ella und ich.
An der Zoohandlung angekommen, fielen wir uns zu Dritt in die Arme und jubelten: „Es gibt einfach nichts
schöneres als Freunde zu haben, auf die man sich verlassen kann.“
Während wir uns über das „GUTE Ende“ freuten, ließen die 4 Jungs noch geduldig und reumütig eine Strafpredigt
über sich ergehen, bevor sie vom Polizisten abgeführt und persönlich bei Ihren Eltern abgegeben wurden.
ENDE
von: Jana Hagenkort aus der 5b