„Die besondere Lernleistung bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, einen besonderen Begabungs- und Interessenschwerpunkt über den Unterricht hinaus zu verfolgen, so dass ihre Selbstständigkeit und Kreativität gefördert und ihre wissenschaftspropädeutische Kompetenz erhöht werden. Die besondere Lernleistung verbindet die Förderung individueller Interessen, Neigungen und Begabungen mit schulischem Lernen. Ihr Thema soll einem oder mehreren schulischen Referenzfächern zugeordnet werden, Lehrerinnen und Lehrer können den Arbeitsprozess begleiten. Im Zentrum aber steht die eigenverantwortliche Gestaltung des Lern- und Arbeitsprozesses, seiner Dokumentation und Präsentation.“ heißt es in der Informationsbroschüre des Landesinstituts für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalens.
Auch in diesem Jahr haben sich zwei Abiturienten zusätzlich zur Obligatorik ein fünftes Abiturfach gewählt. Jakob Aistermann hat die Wirkung von Politik-Satire auf das öffentliche Meinungsbild anhand von Kommentaren aus sozialen Netzwerken untersucht und Dana Martinschledde hat ihre Publikation „Im Eulen-Spiegel – kreARTives aus der Rietberger Schreibwerkstatt“ aus buchwissenschaftlicher Perspektive sowie aus ökonomischer und pädagogischer Sicht beschrieben und evaluiert.
Beide Schüler haben sich eigenständig in Themenbereiche eingearbeitet, die über schulische Inhalte hinausgehen und diese vertiefend und kritisch behandelt. Hervorzuheben ist das hohe Maß an Eigeninitiative und Engagement, mit dem die beiden sich in ein neues Themenfeld eingearbeitet haben.
Jakob Aistermann beweist mit seiner Analyse ein Gespür für aktuelle Entwicklungen und Trends. Bemerkenswert ist, dass in der vorliegenden Lernleistung die derzeitige Diskussion um das Fernsehformat „Neo Magazin Royale“ und die Person Jan Böhmermanns erst nach Abgabe der Arbeit in die Schlagzeilen geriet. Die aufgestellte Hypothese, dass durch Politik-Satire eine adressatenbezogene Manipulation stattfindet, wurde durch akribische Auswertung des umfangreichen Materials von #varoufake und #heidepack in einer bemerkenswert reflektierenden Art bestätigt.
Die Arbeit „Vom Buchstaben zum Buch – Dokumentation und Evaluation einer Publikation“ von Dana Martinschledde dokumentiert und analysiert den über mehr als zwei Jahre dauernden Entstehungsprozess ihres Buches. Sie selbst hat in einer Stellungnahme ein persönliches Resümee des Arbeitsprozesses gezogen: „Ich habe im Laufe der vergangenen zwei Jahre viel Zeit in dieses Projekt investiert – es hat sich gelohnt. Ich habe viel gelernt und das hat dazu beigetragen, dass aus der anfänglichen, kleinen Idee tatsächlich ein Buch werden konnte. Ich selbst bin im Laufe des Prozesses an mir gewachsen, bin selbstbewusster geworden. Insgesamt hat bis jetzt nur die Hälfte der Bücher einen neuen Besitzer gefunden, aber das ist für mich völlig in Ordnung. Denn es kommt weniger auf die Zahlen als auf die Menschen an. Ob jemand ein Buch kauft, hängt ganz davon ab, wie viel Bedeutung er dem Geschriebenen zumisst – und wir haben knapp 300 Menschen gefunden, die die Arbeit des Kurses „Kreatives Schreiben“ anerkennen und würdigen. Das ist mehr, als wir uns je hätten vorstellen können und gibt dem gesamten Kurs ein gutes Gefühl. Wir haben es geschafft: Aus unseren Buchstaben ist ein Buch geworden.“
Beiden Abiturienten gebührt ein Höchstmaß an Respekt und Anerkennung für ihre Arbeit und ihren Einsatz. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Einsatz auch Vorbild für nachfolgende Schülergenerationen ist.

Geschafft: Die Betreuer Olaf Smyczek, Heiner Koop mit Dana Martinschledde, Jakob Aistermann und Schulleiter Matthias Stolper nach dem abschließenden Kolloquium

Die jungen Autorinnen unter sich: Dana Martinschledde bekommt von der Philosophie- und Deutschlehrerin Maren Graf deren Kriminalroman „Todschreiber“ geschenkt.
Text und Fotos: Olaf Smyczek, Heiner Koop
Cartoon: Ann-Christin Christoffer