„Hut ab!“ – ein Abschied mit Wehmut

„Wir verabschieden einen Schulleiter, der für seine Schule wie ein Löwe gekämpft hat“, hieß es in der Rede von Bürgermeister Andreas Sunder auf der Feierstunde am 28.1.16 in der Cultura. Seit 1995 leitete Peter Esser das GNR – eine 21- jährige Amtszeit, in der sich durch Essers Engagement in der Schullandschaft und am GNR viel bewegt hat.

Als Herr Peter Esser 03. Juli 1995 (an seinem eigenen Geburtstag) den Posten des Schulleiters am GNR antrat, wurde er von dem damaligen Schülersprecher Marco Talarico mit den Worten begrüßt: „Bei uns wird´s wieder besser, wir haben ja den Peter Esser.“ 21 Jahre später zeigt sich, wie sehr diese Wortwahl doch ins Schwarze getroffen hat. Esser hat viele Veränderungen und Innovationen der Schullandschaft miterlebt und mitgeprägt. So sind die Umwandlung in die selbstständige Schule,  Einführung des Ganztagsbetriebes und das Abitur nach 8 Jahren nur wenige von zahlreichen Meilensteinen gewesen. Insbesondere die Weiterentwicklung von Projekten der individuellen Förderung lag Esser sehr am Herzen. Schule soll ein Lebensraum für SchülerInnen und LehrerInnen sein, in dem sie sich wohlfühlen und gut arbeiten können. Dies zeigt sich auch in der sukzessiven Neugestaltung der Schulgebäude und der Schulhofgestaltung (in den späten 1990er Jahren als umfangreiches Projekt „Pausenträume“ von Esser initiiert und durch fleißige Mitstreiter durchgeführt). Aktuellste Veränderung der Lernumgebung ist das neugestalteten VEZ- Gebäude, in dem die Erprobungsstufe in liebevoll gestalteten Räumen, mit einem eigenen Lädchen und großen Sitzbereichen untergebracht ist. Daneben wird ein „Erbe“ Essers in Zusammenarbeit mit einer sehr engagierten Kleingruppe aus LehrerInnen das Tabletprojekt in derzeit vier Klassen sein. Ein Zeichen individualisierten Lernens, das Esser hinterlässt, und das weiter ausgebaut werden soll – in Kooperation mit der Universität Paderborn. Als wichtigstes „Erbe“ bezeichnet Esser aber das Lehrerkollegium und das Klima des Umgangs miteinander. Bei Lehrereinstellungen wurde bewusst darauf geachtet, ein Kollegium zusammenzustellen, das geprägt durch „Offenheit, Empathie, Zugewandtheit im Umgang untereinander und im Umgang mit den SchülerInnnen ist“, so Herr Esser. Er sieht sich als Teamchef, „aber ohne Team geht nichts“ – mit großen, auch zukünftigen Gestaltungsaufgaben für das Team, denn „Schule ist eine dauerhafte Baustelle, die nie fertig ist.“ Aber Herr Esser macht deutlich, dass er mit dem guten Gefühl geht, dass das „Team GNR“ diesen Anforderungen gewachsen sein wird.

Dieses Zugewandsein zeigte sich auch in der von LehrerInnen und SchülerInnen gestalteten dreistündigen Feierstunde in der Cultura, professionell musikalisch untermalt durch die Bigband unter der Leitung von Leo Gand. In Reden, Anekdoten, Sketchen und Filmausschnitten gedachten langjährige und aktuelle Weggefährten dem Mensch und Schulleiter Peter Esser unter dem Motto „Hut ab“. Als roter Faden durchzog alle Erinnerungen das Bild eines Schulleiters mit einem offenen Ohr für SchülerInnen sowie eines für die Sache und die Schule kämpfenden Schulleiters, der aber „immer und ausnahmslos sachlich blieb“, so Dr. Gindele, ehem. leitender Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Detmold. Der leitende Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Detmold, Dr. Wolfgang Diekmann, nannte Esser „einen Vorreiter im Einbezug der Eltern und SchülerInnen in die Gestaltung der Schule“.

Bürgermeister Andreas Sunder überreichte Esser zur „Ausschulung“ eine Schultüte, gefüllt mit Erinnerungen an Essers Projekte (die Tablet- Klassen, das Eule Projekt, die Elternmitarbeit durch den Förderverein, das VEZ, das Modellprojekt „Selbständige Schule“).

Burkhard Ernst, Schulleiter der Realschule Rietberg, erinnerte an die gute Zusammenarbeit und an das Problem: „Wie soll man jemandem wie dir dazu gratulieren, dass es vorbei ist?“.

Die langjährige Elternpflegschaftsvorsitzende Erika Lindemann und der langjährige Schülersprecher Marco Talarico (siehe oben: Schülersprecher auch bei Essers Amtseinführung) rekapitulierten sehr anekdotenreich die Zusammenarbeit mit dem Schulleiter: Sie erinnerten an offene Gespräche im sog. „smokey jet“ – dem Büro des damals noch rauchenden Schulleiters.

Als Vertreter des Lehrerkollegiums warfen Berthold Kamp und Margret Laumanns-Krüger („Zusammen stehen hier über „66 Jahre GNR“ auf der Bühne“) einen Blick auf die Anfänge Essers am GNR in den 1990er Jahren. Es wurden Fotos im Zuge der selbst initiierten Schulhofgestaltung vom „Schulleiter im Steinbruch“ gezeigt. „Danke für den Aufbruch“, schlossen Kamp und Laumanns- Krüger.

Auf einem großen Sofa saßen nun Laura Beckervordersandforth (ehem. Schülersprecherin), Claudia van Rijbroek (Elternpflegschaftsvorsitzende), Hans Bölkow (Leitung Lernzentrum), Ronald Fenske (Hausmeister), Elke Milsch und Katrin Oesterschlink (Schulsekretärinnen) sowie Maren Graf und Stephan Schieb (weitere Vertreter des Lehrerkollegiums). In ihren Erinnerungen und Beschreibungen kamen immer wieder die Entscheidungsfreude und das offene Ohr für die SchülerInnen des Schulleiters Peter Esser zur Sprache. Abschließend überreichte das nicht-pädagogische Personal Esser getreu seines Lieblingszitats zum Ruhestand einen Schaukelstuhl. Dwight Eisenhower soll sich nämlich Folgendes für seinen Ruhestand vorgenommen haben: “Ich setze mich in einen Schaukelstuhl auf meiner Veranda und nach einem halben Jahr fange ich ganz langsam an zu schaukeln.”

An den Mathematiklehrer Herrn Esser erinnerten seine letzten beiden Klassen in einem Film und überreichten ihm ihre Geschenke.

Angelica Niestadtkötter und Matthias Stolper führten durch das bunt gestaltete Programm und überreichten im Namen des gesamten Lehrerkollegiums passend zum Motto einen Hut und Erinnerungsbilder des Kollegiums mit Hüten.

Das letzte Wort hatte nun der scheidende Schulleiter selbst, der sich sichtlich gerührt zeigte. Er sieht sich nun als „Anfänger im Freizeitbereich“ und dankte seiner anwesenden Familie, die „jahrzehntelang klaglos die hohe Priorität, die das GNR hatte, mitgetragen hat“. Esser blickte u.a. auf die sehr intensive Phase des Modellprojekts „Selbstständige Schule“ am GNR zurück. Hier zeigte sich erneut Essers Hang zur Ironie und zum trockenen Humor: „Als wir begonnen haben, die Bürokratie, das alles, so gut es ging, zu ignorieren, hat sich gezeigt, wie viel auf einmal möglich ist“. Der Blick in die Zukunft des GNR bereite ihm keine Sorgen, da dieses „besondere Kollegium“ für die zukünftigen Aufgaben bereit sei. Die kommissarische Leitung des GNR werden Matthias Stolper (komm. Schulleiter) und Thomas Hönemann (komm. Stellvertreter) übernehmen.

Nach dem für Esser überraschenden und bewegenden letzten Programmpunkt der Feierstunde – ein eigens für diese Veranstaltung zusammengestellter Chor aus zahlreichen SchülerInnen und LehrerInnen sang unter der Leitung von Irina Plem „Schule ist mehr“ – schloss Peter Esser ab: „Ich bin hier verwurzelt, aber auch ein Kind des Ruhrgebiets “. Dieser Ruhrgebietsverbundenheit getreu gab es auf dem Empfang nach der Feierstunde Currywurst für alle Gäste.

Text: S. Finkeldei und L. Rödiger; Fotos: E. Maryniok und S. Finkeldei

Das könnte Sie auch interessieren …