„Alles einsteigen!“ – Zu Besuch bei der Modellbau-AG

Samstag, 12. Oktober 2019. Erster Ferientag? Nicht für die elf Schüler der Klassen 5 und 6 des GNR, die sich in der alten Volksschule Neuenkirchen in den Räumen der „Interessengemeinschaft Modelleisenbahn“ eingefunden haben. Sie haben heute noch AG-Stunden, wie alle zwei Schulwochen samstags von 9 bis 12 Uhr.

Den Jungs macht das nichts aus. Sie sind mit Spaß und Eifer bei der Sache. Einige biegen und drehen Bäume aus Draht, andere überziehen die Rohlinge mit Lötzinn und verleihen ihnen somit Stabilität. Eine dritte Gruppe beklebt die Drahtgestelle mit einem braunen Pulver, sodass sie nachher möglichst naturgetreu aussehen. Eine andere Gruppe erhält von Jürgen Hermes, einem der beiden Leiter der AG, gerade eine Einführung in das Verlegen von Gleisen auf einem Korkunterbau.

Am Ende des Schuljahres möchte die Gruppe zwei Module für die Jugendanlage im Erdgeschoss des Gebäudes fertiggestellt haben. Jedes Modul ist 100 cm breit und 58 cm tief. Die Anlage wird im Format H0 (sprich H Null) gebaut, das entspricht einem Maßstab von 1 : 87. Vorgegeben sind die Positionen der Anschlussstellen der zweigleisigen Strecke, die Fläche dazwischen kann frei gestaltet werden, wobei darauf zu achten ist, dass die Geländeanschlüsse mit den benachbarten Modulen kompatibel sind. Man kann also z. B. nicht eine Hügellandschaft zum Rand des Moduls hin immer weiter ansteigen lassen.

Die Gruppe hat sich für eine Wirtschaftsanlage entschieden. Auf 2 m Breite entsteht nun ein Sägewerk mit entsprechenden Rangier- und Belademöglichkeiten sowie Abstellgleisen, die mithilfe von Weichen von der um das Gelände herumgeführten Hauptstrecke abzweigen. Auch eine Straßenanbindung darf natürlich nicht fehlen. Die Landschaft auf dem Teilstück soll passend zum Thema waldähnlich gestaltet werden, mit einem kleinen Hügelzug, der die Hauptstrecke einrahmt.

Zunächst wurde gemeinsam ein maßstabsgetreuer Plan der zwei Module erstellt, der nun umgesetzt wird. Dabei üben sich die Schüler in handwerklichen Tätigkeiten, die sonst eher selten im Unterricht einen Platz haben, wie Henri aus der 5a und Jannis aus der 6d zu berichten wissen. Sie haben viel Spaß an der AG und würden sie immer wieder wählen. Ihnen gefällt besonders die abwechslungsreiche Tätigkeit, bei der keine Langeweile aufkommt, und dass sie hier selbst planen und handwerklich gestalten können. Jannis erzählt, er hätte zu Hause gerne selber eine große Modellbahnanlage, aber dafür sei weder Platz noch habe er das Geld dafür, und so ist die AG eine gute Alternative, in der man sich zunächst einmal ausprobieren und sich dann vielleicht doch auch für ein Projekt zu Hause entscheiden könne.

Für die Modellierung ist eine genaue Natur- und Umweltbeobachtung von Bedeutung, denn die Komposition von Natur und Technik soll möglichst realitätsgetreu erfolgen. Auch bei der Gestaltung des Miniatur-Sägewerkes sind die kleinen Modellbauer anspruchsvoll: Zwar dient als Grundlage ein bereits angeschafftes Fertigmodell, das soll aber baulich und farblich verfeinert werden. Ebenso wird die farbliche Gestaltung der natürlichen Elemente, vor allem der handgearbeiteten Bäume, sehr bewusst vorgenommen. Nichts wird dem Zufall oder Fertigprodukten überlassen.

Vor allem das technische Interesse hat Jannis und Henri zur Wahl der AG, in der leider kein Mädchen vertreten ist, verleitet. Und sie haben schon viel „von den Großen“ gelernt, wie sie zu berichten wissen. Die Großen, das sind Jürgen Hermes und Erich Wedeking, die die AG leiten. Herrn Wedeking, bis 2015 Lehrer und Stellv. Schulleiter am GNR, ist die Initiative zur Gründung der AG zu verdanken. Nachdem er vor zwei Jahren mitbekam, wie die Anlage von einer Schülergruppe eines Gütersloher Gymnasiums besucht wurde, fragte er sich, warum nicht auch das GNR mit dem Verein kooperiert. Schnell war der Kontakt zwischen Schulleiter Matthias Stolper und Mathias Wilke, dem Leiter der IGME, hergestellt, und so kam der Stein ins Rollen. In diesem Schuljahr feiert die AG nun Premiere.

Erich Wedeking freut sich darüber, wieder einmal mit Schülern arbeiten zu können. Neben technischen know-how und handwerklichem Geschick (insbesondere der Förderung der Feinmotorik) sieht er den durch die AG möglichen Lernzuwachs auch in „soft-skills“ wie Geduld, Ausdauer und Phantasie.

Die „Interessengemeinschaft Modelleisenbahn“ (kurz: IGME) wurde im Jahr 2000 gegründet und hat 41 Mitglieder, davon fast die Hälfte in der Jugendgruppe, die sich alle 14 Tage am 2. und 4. Samstag im Monat trifft. Eindrücke von den verschiedenen Anlagen unter dem Dach der Alten Volksschule Neuenkirchen kann man auf der Website der IGME erhalten. Dort finden sich auch Hinweise auf Termine, an denen sich Interessenten die Anlage anschauen und über den Verein informieren können.
www.igme2000ev.de

Text und Fotos: Thomas Hönemann

Die AG Modellbau mit ihren Leitern: vorne: Felix, Kai, Tom, Jonas und Filip, hinten: Moritz, Jannis, Herr Hermes, Nico, Henri und Herr Wedeking

Das könnte Sie auch interessieren …